Dekarbonisierung als Chance begreifen
Emissionsabbau ist in aller Munde, die Wirtschaft spürt enormen Handlungsdruck. Doch lässt sich die Sache auch aus einer erfreulichen Perspektive betrachten: Durch Nachhaltigkeit und Dekarbonisierung eröffnen sich für Unternehmen neue Chancen im Wettbewerb – zumindest für die, die jetzt schnell und entschlossen handeln.
Mehr als fünf Jahre sind seit der Pariser Klimakonferenz verstrichen. Obgleich sich fast alle Staaten dem Abkommen anschlossen, sind wir von den Zielen noch weit entfernt: Bei Fortschreibung des Status quo würde schon das 2-Grad-Ziel deutlich verfehlt, von den ehrgeizigeren 1,5 °C ganz zu schweigen. Die Zeit läuft, der Handlungsdruck steigt – der Klimaschutz muss ganz oben auf die Agenda.
Ohne rechtzeitiges Gegensteuern wären nach unserer Schätzung in vielen Branchen bis zu 50 Prozent der Unternehmensgewinne bedroht.
Viele Staaten sind denn auch aktiv geworden: Mit dem Ziel »Net-Zero« haben fünf Spitzenreiter – Norwegen, Schweden, Großbritannien, Island und Frankreich – bereits Gesetze erlassen, wenn auch mit unterschiedlichen Zeithorizonten; andere haben Grundsatzpapiere oder Gesetzesvorschläge erarbeitet. Auch die Vereinigten Staaten gehen jetzt, unter Führung von Präsident Biden, das Thema mit neuer Energie an. Als Exportnation ist Deutschland ganz besonders gefordert, den Klimaschutz stärker voranzutreiben. Dass wir dies künftigen Generationen schulden, hat zuletzt das Bundesverfassungsgericht mit seinem Urteil vom April sehr deutlich gemacht. Und die Bundesregierung zeigt sich entschlossen, bis 2045 Klimaneutralität erreichen zu wollen.
Für die Wirtschaft bringt dies enorme Herausforderungen mit sich, denn in wenigen Jahren muss sich vieles verändern. Doch wie so oft bei großen Veränderungen gilt: Wer schnell und entschlossen agiert, kann seine Position im Wettbewerb stärken. Unternehmen sollten also baldmöglichst darangehen, ihre Geschäftsmodelle zu überdenken und mit Blick auf Nachhaltigkeit neu aufzusetzen. Es liegt in ihrem ureigensten Interesse.
Der ökologische Umbau kommt
Einer der zentralen Hebel zur Senkung der Emissionen ist die Dekarbonisierung, vor allem die der industriellen Prozesse. Einen Anreiz sollen die Kohlenstoffpreise liefern – unter anderem realisiert im Emissionshandelssystem der EU oder ähnlichen cap and trade-Programmen (bei denen eine Obergrenze für Emissionen festgelegt und darunter der Handel mit Zertifikaten erlaubt wird), des Weiteren in Form der zurzeit diskutierten CO₂-Grenzausgleiche oder auch diverser steuerlicher Instrumente.
Bislang haben rund 30 Länder solche Mechanismen eingeführt. Damit sind allerdings erst rund 20 Prozent des CO₂-Ausstoßes abgedeckt – in nächster Zeit dürften also viele weitere hinzukommen. Auch wird der Kohlenstoffpreis in den nächsten Jahren voraussichtlich stark ansteigen, denn in den meisten der marktbasierten Systeme ist er noch viel zu niedrig. Zum Erreichen der Pariser Klimaziele müsste er schon bis 2030 zwischen 80 und 120 Euro pro Tonne liegen, bis 2040 zwischen 90 und 150 EUR / t – das realisieren derzeit nur die Vorreiter Schweden und Schweiz (EUR 123 / t beziehungsweise EUR 96 / t). Andere werden nachziehen.
Für Unternehmen heißt das: Wer nicht rechtzeitig aktiv wird, geht Rentabilitätsrisiken ein. Welches Ausmaß diese Risiken annehmen können, haben Consultants von Roland Berger unlängst für eine Reihe von Branchen – darunter Automotive, Chemie, Finanzdienstleistungen und Energie – unter der Annahme ermittelt, dass der Kohlenstoffpreis auf EUR 100 / t klettern wird. Das Ergebnis: Ohne rechtzeitiges Gegensteuern wären nach unserer Schätzung in vielen Branchen bis zu 50 Prozent der Unternehmensgewinne bedroht. Es sind also auch wirtschaftliche Erwägungen, die zum ökologischen Umbau zwingen.
Die gute Nachricht dabei: Nachhaltigkeit wird vom Markt honoriert. Immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher verlangen nach »grünen« Produkten und Dienstleistungen. Laut aktuellen Marktforschungsdaten halten drei Viertel gezielt Ausschau nach Erzeugnissen mit natürlichen Inhaltsstoffen und aus nachhaltiger Produktion, nehmen dafür zum Teil auch einen Mehrpreis in Kauf; 88 Prozent zahlen beim Onlineshopping einen freiwilligen CO₂-Zuschlag für den Versand, falls diese Option besteht. Von Anbietern und Zulieferern wird zunehmend Transparenz über die CO₂-Bilanz erwartet. Besonders stark scheinen diese Trends bei der jungen Generation zu sein: Von den Millennials wären mehr als 90 Prozent bereit, aus ethischen Gründen die Marke zu wechseln.
Die gute Nachricht: Nachhaltigkeit wird vom Markt honoriert.
Ähnlich sieht es im Investorenmarkt aus: Nachhaltige Vermögensanlagen entlang der ESG-Kriterien (ESG = Umwelt, Soziales, Governance) entwickeln sich besonders dynamisch. Schon drei Viertel der Anlegerinnen und Anleger bevorzugen Fonds mit guter CO₂-Bilanz; über die Hälfte erwartet sich von sozial verantwortlichen Unternehmen auch höhere Renditen. Zwischen 2014 und 2020 wuchs der Gesamtumfang »grüner« Investments von knapp 17 auf knapp 32 Billionen Euro – das entspricht einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von ungefähr elf Prozent; ihr Anteil am institutionell verwalteten Vermögen erhöhte sich in diesen sechs Jahren von rund einem Viertel auf mehr als ein Drittel. Bei fossilen Energieträgern hingegen sind Rückzugstendenzen zu beobachten: Weltweit haben sich bereits mehr als 1.100 institutionelle Investoren zur Verringerung dieser Investments bekannt. Sie repräsentieren ein Gesamtanlagevolumen von rund zehn Billionen Euro.
Dekarbonisierung als Wettbewerbsfaktor
Viele Unternehmen haben die Zeichen der Zeit erkannt. Immer mehr legen ihre CO₂-Emissionen offen – auf diese Unternehmen entfällt derzeit mehr als die Hälfte der weltweiten Marktkapitalisierung. Netto-Null-Ziele verfolgen inzwischen mehr als 1.500 Firmen mit einem Gesamtumsatz von über zehn Billionen Euro und 19,3 Millionen Beschäftigten. Am weitesten ist der Konsumgüterbereich: Net-Zero streben hier 195 Unternehmen an, die in Summe zwei Billionen Euro Umsatz erwirtschaften und 3,9 Millionen Menschen beschäftigen. Auf Rang zwei folgt das produzierende Gewerbe mit 171 Unternehmen, die zusammen für über eine Billion Euro Umsatz und mehr als drei Millionen Beschäftigte stehen. Selbst in CO₂-intensiven Sektoren wie der Energiewirtschaft will eine Reihe Anbieter in den nächsten Jahren Netto-Null erreichen; einige davon nehmen auch die Senkung der Emissionen in ihren Lieferketten und nachgelagerten Bereichen ins Visier.
Mit diesen Entwicklungen geht ein profunder Wandel der Wettbewerbsmechanismen einher. Baute die Wettbewerbsfähigkeit in einem gegebenen Markt bislang meist auf Stärken in puncto Qualität oder Preise – wie einer überlegenen Kostenstruktur, eines einzigartigen Produkts oder einer Innovation –, gewinnt nun das Handeln oder Nichthandeln in Klimafragen als Differenzierungsfaktor an Bedeutung. Mehr noch: Wenn Unternehmen mit den steigenden Klimastandards nicht mehr mithalten können, riskieren sie den Zugang zu wichtigen Absatzmärkten. Als Resultat werden sich die Klimaschutzaktivitäten der Unternehmen zunehmend auch im Unternehmenswert widerspiegeln.
All das verlangt von den Verantwortlichen ein gründliches Umdenken. Statt als Kostenfaktor und Belastung fürs Ergebnis sollte die Dekarbonisierung als Investition in die Zukunft betrachtet werden. Eingesparte Emissionen werden in der neuen Welt zur Ertragsquelle, Kohlenstoffpreise zu einer Art Währung. Wer dies am besten verstanden hat und am konsequentesten umsetzt, wird zu den Gewinnern zählen. Überdies können First Mover in Sachen Dekarbonisierung noch relativ frei agieren: Sie haben die Wahl unter den Technologieprovidern und können Pflichtenhefte nach ihren eigenen Bedürfnissen festschreiben. So können sie aus der Klimaperformance greifbaren Wert für ihr Geschäft generieren – über niedrigere Kosten, einen größeren Kundenstamm und höhere Gewinnmargen.
Neue Chancen nutzen
Wie der richtige Weg zum nachhaltigen Wirtschaften und zur Wettbewerbsstärke in der neuen Welt aussieht, ist abhängig vom Geschäftsmodell der einzelnen Unternehmen. Zur Illustration seien hier zwei Beispiele aus sehr unterschiedlichen Branchen kurz umrissen.
Eine europäische Fluglinie erarbeitete mit unserer Unterstützung eine neue, umfassende Nachhaltigkeitsstrategie mit drei Stoßrichtungen. Die erste ist der Abbau von CO₂-Emissionen: In Branchenkooperationen arbeitet das Unternehmen daran, die CO₂-Intensität des Luftverkehrs durch Nutzung neuer Technologien zu verringern; zusätzlich berät es Regierungen bei der Modernisierung des Luftverkehrsmanagements zur Steigerung der Treibstoffeffizienz. Ergänzend werden Projekte finanziert, die den CO₂-Ausstoß verringern – beispielsweise durch das Pflanzen von Bäumen – und damit die eigenen Emissionen kompensieren. Die zweite Stoßrichtung sind CO₂-Innovationen: Das Unternehmen beteiligt sich aktiv an der Entwicklung von Fluggerät mit hybridem, elektrischem oder Wasserstoffantrieb und bemüht sich um einen sinnvollen Einsatz von nachhaltigen Treibstoffen sowie Technologien zur CO₂-Abtrennung. Die dritte Stoßrichtung schließlich ist die Abkehr von CO₂. Sie erfordert einen umfassenden Kulturwandel: Müll und Plastik sollen konsequent verringert, gemeinnützige Aktivitäten im Bereich Nachhaltigkeit gefördert werden. Abgerundet wird das Programm durch Erarbeitung einer Strategie für Diversität, Inklusion und Wohlergehen der Belegschaft.
Handeln oder Nichthandeln in Klimafragen wird zum Differenzierungsfaktor.
Das zweite Fallbeispiel liefert ein globaler Konsumgüterhersteller, der mit uns einen Zehnjahresplan zur Dekarbonisierung seiner Logistik entwickelte. Wir stellten dem Management drei unterschiedlich intensive Ansätze vor – wir nannten sie »maximal«, »fokussiert« und »defensiv« – und zeigten auf, wann und wie jeder Ansatz die Emissionen des Unternehmens reduzieren könnte. Als Entscheidungshilfen dienten Use Cases, die total cost of ownership (Anschaffungs- und Betriebskosten) neuer Technologien sowie die Kosten zur CO₂-Vermeidung – alles unter Annahme eines Tonnenpreises von 100 Euro –, ergänzt um eine Analyse aktueller und künftiger politischer Rahmenbedingungen. So konnte das Unternehmen auf einer soliden Faktenbasis die für sich passende Lösung wählen.
Das sind nur zwei Beispiele von vielen. Sie zeigen: Mit den geänderten Spielregeln tut sich auch eine Fülle neuer Möglichkeiten auf. In einem Wettbewerb, der stark auf Dekarbonisierung abhebt, können Unternehmen ganz neue Geschäftsmodelle schaffen und neue Ertragsquellen ausschöpfen: Net-Zero-Kraftfahrzeuge etwa, die sich kostenlos mit Solarenergie aufladen lassen, Dienstleistungen im Bereich Energieeffizienz von Gebäuden, CO₂-freies Heizen, Batterienrecycling und dergleichen mehr. Wer klug ist, nutzt jetzt die Chancen.
Wie sollten Unternehmen vorgehen?
Zügiges Handeln ist also gefragt. Doch wo ansetzen, wie vorgehen? Wer die Entwicklung zu einer dekarbonisierten Wirtschaft mitgestalten und die damit verbundenen Chancen nutzen möchte, dem seien vier grundlegende Schritte ans Herz gelegt.
1. Handlungsbedarf konkretisieren. Als Erstes sollten sich Unternehmen die folgenden Fragen stellen:
- Welche Regelungen könnten sich wie auf unser Geschäft / Ergebnis auswirken?
Wie erläutert, gibt es mehrere Mechanismen zur CO₂-Bepreisung. Unternehmen sollten genau verfolgen, welche sich wie auf ihr Geschäft auswirken werden. Ähnliches gilt für die Kosten von Dekarbonisierungstechnologien: Hier winken teilweise staatliche Anreize – doch da diese oft auslaufen, wenn die Technologien erst etabliert sind, zahlt sich schnelles Handeln aus.
- Wie wichtig ist unserem Kundenkreis der Klimaschutz?
In vielen Branchen gibt es Nachfrageverschiebungen hin zu »grünen« Produkten und Services. Auch der B2B-Sektor ist davon nicht ausgenommen. Immer mehr Firmen und Branchen bemühen sich um eine CO₂-neutrale Wertschöpfungskette. Hier müssen Unternehmen am Ball bleiben.
- Wie schneiden wir im Wettbewerbsvergleich ab?
Hier ist ein genauerer Blick ins Branchenumfeld gefragt: Welche Neuerungen sind absehbar, wo stehen wir gut da, wo haben wir Nachholbedarf?
2. Auswirkungen auf das Geschäftsmodell abschätzen. Nun gilt es zu prüfen, was die Entwicklungen für das eigene Geschäftsmodell bedeuten. Konkret sollten sich Unternehmen fragen:
- Wie könnte / sollte sich unsere Positionierung in einer dekarbonisierten Zukunft weiterentwickeln?
- Wird unser Produkt- oder Dienstleistungsangebot noch tragfähig sein? Wie werden unsere Hauptertragsquellen nach dem ökologischen Wandel aussehen?
- Wie können wir unsere Produktionsprozesse klimaneutral gestalten?
Das Risiko des Nichthandelns
Profit-at-Risk für Scope-1- und Scope-2-Emissionen bei einem Kohlenstoffpreis von 100 EUR/t
Die Antworten hängen stark von der Branche ab. In B2C-Branchen sehen wir schon heute höhere Kundenerwartungen – sowohl an die Nachhaltigkeit in Produktion und Beschaffung als auch an die Wiederverwendbarkeit, Reparatur- und Recyclingfähigkeit von Produkten und Verpackungen. Marketingversprechen genügen da nicht – schon um das Umsatzniveau zu halten, ist die effektive Erfüllung von Kundenwünschen unerlässlich.
Im Transportsektor wurden vielfach sogenannte CAFE-Standards (Corporate Average Fuel Economy) für Leichtfahrzeuge eingeführt, unter anderem in den USA, China, Indien, Mexiko, Südkorea, Japan und Europa. Allerdings hielt sich die Wirkung auf den CO₂-Ausstoß der Unternehmensflotten in den letzten Jahren in Grenzen. Dass die Hersteller den Absatz vollelektrischer Fahrzeuge bislang nur zögerlich vorantreiben, wird nun zur Bedrohung für ihr Geschäft: nicht nur, weil bei Missachtung von Auflagen teils saftige Bußgelder drohen, sondern auch, weil angesichts der schnell wachsenden Nachfrage jetzt auch Newcomer ins Geschäft einsteigen.
Für Lkw werden derzeit ähnliche Vorschriften in den USA, der EU und weiten Teilen Asiens eingeführt. Auch hier sind die Kurzfristziele recht einfach erreichbar, die Langfristziele aber werden eine Umstellung auf kohlenstofffreien Transport erfordern. Welche Technologie zur CO₂-Reduktion am Ende das Rennen machen wird, hängt stark vom Transportmittel und Fahrprofil ab (Stadtbus, Überlandbus, städtischer Lieferverkehr, Langstreckenverkehr und so weiter).
In der Stromerzeugung hat der Wechsel zu kohlenstoffarmen Technologien schon stattgefunden. Neue Kapazitäten werden überwiegend aus erneuerbaren Energien gespeist, der Anteil von Kohle und Gas an der weltweiten Kapazität ist 2020 stärker denn je zurückgegangen. Erneuerbare Energien sind heute wettbewerbsfähiger als fossile Alternativen – meist sogar ohne Subventionen.
Statt als Kostenfaktor und Belastung fürs Ergebnis sollte die Dekarbonisierung als Investition in die Zukunft betrachtet werden.
Besonders herausfordernd stellt sich die Dekarbonisierung für die Schwerindustrien dar. Technologische Alternativen zur Vermeidung der hohen Prozessemissionen sowie der Emissionen aus Hochtemperaturerzeugung sind oft noch in der Demonstrationsphase und nicht wettbewerbsfähig. Aufgrund der langen Investitionszyklen der Branche ist es dennoch wichtig, dass die Unternehmen jetzt handeln. Denn: Sollten sie bei steigendem Druck irgendwann mit technisch veralteten Anlagen dastehen und sogenannte stranded assets abschreiben müssen, könnte das fatal werden. Klar ist aber auch: Ohne die entsprechenden politischen Rahmenbedingungen wird die Dekarbonisierung der Industrie nicht gelingen.
3. Anspruchsniveau festlegen. Unternehmen sollten ihr Anspruchsniveau anhand von drei Kriterien definieren:
- Welchen Umfang haben die relevanten (direkten und indirekten) Emissionen?
- In welchem Zeitrahmen müssen wir Klimaneutralität erreichen?
- Auf welchem Weg kommen wir zur Klimaneutralität? Erreichen wir diese eher durch Abbau oder durch Ausgleich von Emissionen?
In diese Überlegung werden mehrere Faktoren einfließen: neben dem Handlungsdruck vonseiten des Marktes, der Investoren und der Politik vor allem das eigene Abschneiden im Wettbewerbsvergleich sowie der Umfang der Investitionen, die mit den unterschiedlichen Maßnahmen einhergehen.
4. Klimaschutzstrategie (neu) definieren. Die Entwicklung einer Klimaschutzstrategie – oder die Anpassung einer bereits vorhandenen – ist für die Ausrichtung auf eine klimaneutrale Welt unerlässlich. Die Strategie sollte alle relevanten Bereiche abdecken: von der neuen Vision und dem passenden Geschäftsmodell über nachhaltige Produkte und Dienstleistungen bis hin zu einem neuen F&E-Fahrplan, möglicherweise auch einer neu ausgerichteten Wertschöpfungs- und Standortstruktur.
Im Grunde geht es darum, die langfristige Überlebensfähigkeit abzusichern: Mit ihrer Klimaschutzstrategie schaffen Unternehmen die Voraussetzungen dafür, dass sie lokale Klimaziele und Grenzwerte einhalten, nach der Dekarbonisierung nicht ohne Bezugsquellen dastehen – und Erzeugnisse liefern, die mit einer kohlenstoffarmen Welt kompatibel sind.
Fazit: Die Zeit zu handeln ist jetzt
Dass ein wirksamer Klimaschutz auch den ökologischen Umbau in der Wirtschaft zwingend erfordert, steht heute außer Zweifel. Der Handlungsdruck ist in letzter Zeit deutlich stärker geworden – und wird weiter zunehmen. Doch wie viele große Veränderungen birgt auch die Dekarbonisierung attraktive Chancen. Sie zu erkennen und wahrzunehmen verlangt von Unternehmen ein Umdenken auf allen Ebenen, von der Chefetage bis zum Fließband: Eine umfassende, häufig auch völlig neue Klimaschutzstrategie ist zu erarbeiten, welche die UN-Nachhaltigkeitsziele ebenso berücksichtigt wie die Methoden der Kreislaufwirtschaft, die bei der Umsetzung zur Verfügung stehen. Wer sich diesen Herausforderungen stellt und jetzt handelt, kann die Entwicklungen noch mitprägen – und sich im neu verstandenen Wettbewerb einen klaren Vorsprung sichern.