Der Handel macht sich auf den Weg
Als wir 1979 im kleinen Kreis von Enthusiasten mit unserem Unternehmen Globetrotter Ausrüstung starteten, ging es darum, beste Produkte für Expeditionen, Trekking und Survival anzubieten. Auf 140 m2 Fläche trafen sich Spezialisten und Kunden, diskutierten über ihre vergangenen oder anstehenden Reisen, und »nebenbei« wurde auch verkauft. Eine Sackkarre war das erste Firmenfahrzeug, und ein über die Tür genageltes Globetrotter-Schild zeigte, wo unser Laden zu finden war. Die Themen Umwelt und Nachhaltigkeit beschränkten sich seinerzeit auf das Verständnis, die Natur so zu hinterlassen, wie man sie vorgefunden hat.
Unsere zukünftigen Herausforderungen im stationären Handel sehen wir als Teil einer dezentralen Energiewende.
Es begann eine stetige Entwicklung des Unternehmens, die nur von Wachstum geprägt war. Heute sind mehr als 1.500 Mitarbeitende in 20 Filialen in Deutschland und im Onlinebusiness beschäftigt. Aus dem kleinen ersten Geschäft heraus sind große Häuser mit einer Fläche von bis zu 7.000 m2 entstanden, die jährlich Millionen von Kunden besuchen und weltweit eine Referenz für erlebnisorientiertes Einkaufen geworden sind.
Nachdem das Unternehmen einige Jahre am Markt war, machten wir uns mehr Gedanken über das Thema Umwelt. Eine intakte Natur ist schließlich die Basis unseres Geschäftes. Wir fühlen uns dafür verantwortlich, das Umweltbewusstsein der vielen Menschen, die wir mit unserer Ausrüstung nach draußen schicken, zu stärken. Somit sollen sich unsere Produkte nicht nur über ihre Funktionsqualität definieren.
Nachhaltigkeit vor Umsatzwachstum
Seit etwa 2010 ist der Bereich Corporate Social Responsibility (CSR) bei uns fest personell implementiert und mit klaren Verantwortungen und Zielen für das gesamte Unternehmen unterlegt. Unser Handeln diesbezüglich wurde stetig geschärft. Wir haben das Ziel definiert, bis 2025 das global führende Unternehmen der Branche im Bereich Nachhaltigkeit zu werden und diese Entwicklung vor ein Umsatzwachstum zu stellen. Nur so sehen wir auch künftig eine erfolgreiche Präsenz und Entwicklung in unserem Markt sichergestellt.
Markige Ziele bedürfen aber auch harter Regeln, die man sich selbst setzt – also nicht mit Fingern auf andere zeigen, sondern selbst daran arbeiten, in eigener Verantwortung etwas positiv zu bewegen! Globetrotter will damit mögliche Wege für die Handelsbranche aufzeigen und Vorbild sein.
Klimaschutz als zentrales Handlungsfeld
Wir Globetrotter unterstützen in vollem Umfang das Ziel des Pariser Klimaschutzabkommens, die globale Erwärmung auf 1,5 °C zu beschränken, und wollen unseren Teil dazu beizutragen. Den Schutz der Natur haben wir als einen Grundpfeiler in unserem »Globetrotter Weg«, der ethischen Verfassung unseres Unternehmens, festgelegt. Alle unsere Mitarbeitenden und besonders die Führungskräfte sind verpflichtet, die dort definierten Richtlinien einzuhalten.
Die Anforderungen an eine verpackungseffiziente Logistik werden steigen.
Globetrotter ist seit 2015 Teil der Fenix Outdoor International AG. In diesem Zusammenschluss mit Globetrotter wurde die CO2-Emission des Unternehmens maßgeblich gesenkt. Im Zeitraum von 2012 bis 2020 konnte die Fenix Outdoor International AG die Treibhausgasemissionen um fast 40 Prozent pro Mitarbeitendem (Headcount-Basis) vermindern. Klimaschutz wurde als zentrales Handlungsfeld in unserer Nachhaltigkeitsstrategie 2025 festgelegt. Die Ziele bis dahin sind speziell für den Einzelhandel:
- Klimakompensiert bei Scope-1- und Scope-2-Emissionen.
- Weiterhin 100 Prozent Grünstrom für alle Standorte.
- Bis 2025 Verringerung des relativen Stromverbrauchs um 25 Prozent (Basisjahr 2019).
- Produktbezogene CO2-Bilanz und ein vollständig klimakompensiertes Sortiment.
Um dies zu erreichen, haben wir bereits frühzeitig Maßnahmen zum Klimaschutz ergriffen:
- Einführung eines eigenen Nachhaltigkeitsstandards ( »Eine grünere Wahl«), der unsere Kunden dabei unterstützt, sich bei mehreren Produkten für die nachhaltigere Alternative zu entscheiden. Unter anderem werden der Einsatz von Recyclingmaterial sowie Recycling- und Reparaturfähigkeit belohnt.
- Förderung von ehrenamtlichem Engagement für den Umweltschutz durch Vergabe des Hanse-Umweltpreises gemeinsam mit dem Naturschutzbund (NABU) Hamburg seit 25 Jahren – die Globetrotter Stiftung dotiert die Auszeichnung mit 6.000 Euro.
- Mit-Initiierung von »Schüler werden Klimabeobachter«, eines Programms zur Klimabildung und -sensibilisierung.
- Bezuschussung eines emissionsfreien Arbeitswegs: Die Mitarbeitenden erhalten jährlich einen Betrag
zur Fahrradnutzung und -reparatur sowie für Bike-Leasing. - Verwendung von Ökostrom seit 2007 in allen Filialen.
- Ausrüstung unserer Geschäfte mit LED-Beleuchtung, sodass der Energieverbrauch deutlich reduziert ist. Wir arbeiten eng mit LED-Produzenten zusammen und können daher immer auf die effizienteste Technik zurückgreifen.
- Soweit wie möglich Vermeidung und stetige Reduzierung von Flugreisen und -transporten.
- Kompensation unserer eigenen Prozesse, Geschäftsreisen und Sendungen (Ein- und Ausgang unserer Lager und Filialen) gemäß dem Goldstandard.
- Ausrüstung unserer Filialen mit Werkstätten und Reparaturservice – Reparatur hat immer Vorrang vor Vernichtung.
- Vermietung von Produkten, um Artikel mehrfach und häufiger einzusetzen.
- Angebot von Secondhand-Teilen in einigen Filialen, um die Nutzungsdauer der Produkte weiter zu verlängern.
- Verkauf von noch gebrauchsfähiger Ware in Outlet-Stores und als Secondhand-Produkte.
Agenda für 2022
- Grünstrom braucht attraktivere Preise und Preisstabilität sowie eine Preisbremse
- Verstärkte Förderung von Energieeffizienzmaßnahmen, insbesondere bei der Gebäudesanierung
- Anreizsysteme für klimafreundliche Anfahrten zur Belebung der Innenstädte
- Wettbewerbsfairness für nachhaltige Sortimente
Partnerschaftlich Emissionen verringern
Trotz dieser vielen Maßnahmen ist uns bewusst, dass noch deutlich mehr Anstrengungen erforderlich sind, um die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens zu erreichen. Wir sind fest entschlossen, die mit unserem Unternehmen verbundenen Emissionen weiter zu reduzieren.
Vor diesem Hintergrund haben wir auch die »Fashion Industry Charter for Climate Action« der UN-Klimarahmenkonvention (UNFCCC) unterzeichnet. Modeakteure haben dafür Wege erarbeitet, wie sich die Textil-, Bekleidungs- und Modeindustrie im Allgemeinen ganzheitlich für den Klimaschutz engagieren kann. Die »Fashion Industry Charter for Climate Action« hat die Vision, bis 2050 Netto-Nullemissionen zu erreichen. Es ist der richtige Weg, partnerschaftlich so viel Treibhausgas wie möglich zu vermeiden.
Nachhaltigkeitskriterien bereits beim Einkauf entscheidend
Der größte Einflussfaktor bei Globetrotter sind jedoch die eingekauften Produkte und ihr Transport. Um die Scope-3-Emissionen merklich zu reduzieren, berücksichtigen wir bereits beim Einkauf Nachhaltigkeitskriterien. Wir setzen hier auf einen obligatorischen Product Carbon Footprint, ein Life Cycle Assessment. An Konzepten zur Berechnung, Auszeichnung und Kompensation des Product Carbon Footprint wird aktuell intensiv gearbeitet. Dieser bildet dann auch die Grundlage für das CO2-Benchmarking von Produkten und wird im Einkauf berücksichtigt.
Wir befinden uns außerdem im Austausch mit unseren wichtigsten Lieferanten, denn nur mit ihnen gemeinsam werden wir unsere Ziele erreichen. Wir machen aber auch deutlich, dass wir ab 2025 nur noch mit Marken zusammenarbeiten, die sich offiziell dem 1,5-Grad-Ziel verpflichten und eine Klimastrategie entwickelt haben. Dafür haben wir eine Bewertung auf Markenebene entwickelt und werden zusätzliche Initiativen verfolgen, um die Marken auf diesem Weg mitzunehmen. Erfreulicherweise sind die meisten unserer Partner hier schon auf dem richtigen Weg.
Herausforderung der Zukunft: Wärmeversorgung
Darüber hinaus haben wir verschiedene Maßnahmen initiiert, um unseren relativen Stromverbrauch bis 2025 um 25 Prozent zu verringern (Basisjahr 2019):
- Umwelt-Due-Diligence eines potenziellen neuen Filialstandortes bezüglich der Energieeffizienz, um frühzeitig Potenziale zu identifizieren und zu nutzen.
- Pilotprojekt Energie-Scouts in unseren Filialen.
- Energieeffizienz-Guideline für die Erneuerung beziehungsweise Renovierung von Filialen.
- Abbau von IT-Hardware in unseren Geschäften, Verlagerung der IT in die Cloud und damit auch die Verlagerung der Emissionen, denn Serverzentren lassen sich effizienter betreiben als dezentrale Einheiten, deshalb sehen wir darin prinzipiell den richtigen Weg.
Den Weg der Energiereduzierung lassen wir stetig auditieren. Aktuelle Ergebnisse zeigen jedoch, dass bei Globetrotter keine übermäßig großen Sparpotenziale im Strombereich vorhanden sind. In allen Filialen gibt es bereits einen hohen Anteil an LED-Beleuchtung und wenig große Stromverbraucher, die wir selbst beeinflussen können. Um noch mehr Energie zu sparen, müssen wir mit unseren Vermietern kooperieren. Die nächste Herausforderung sind der Wärmeverbrauch und das Einsparpotenzial bei den damit verbundenen Emissionen. Es geht also um den Umstieg von fossilen Energieträgern wie Öl und Gas auf Fernwärme oder Wärmeversorgung mit erneuerbaren Energien, wie beispielsweise bei der Solarthermie. Weitere Maßnahmen sehen wir vor allem im Bereich der energetischen Gebäudesanierung. Bedingt durch den Klimawandel könnte sich in den Sommermonaten ein stärkerer Kühlbedarf ergeben.
Ein guter Ansatz ist es, die im Einzelhandel häufig vorhandene Gebäudekomplexstruktur zur dezentralen Energieerzeugung zu nutzen, beispielsweise mittels Solarthermie oder Solarstrom. Der regulatorische Druck auf den Einzelhandel und die Besitzer gewerblicher Immobilien wird durch die Pflicht zur Installation von Photovoltaikanlagen erhöht. Bei der Energieeffizienz könnte der Einzelhandel davon profitieren, sofern die Pflichten beim Gebäudeeigentümer liegen. Allerdings besteht dadurch das Risiko, dass die Mieten steigen – je nach Regelung mehr oder weniger stark. Hier ist auf alle Fälle die Politik gefordert.
Agenda für 2025
- Besteuerung von Produkten, die durch Herstellung und / oder Transport einen großen CO₂-Fußabdruck haben, oder ein Verzicht auf diese Produkte – sofern es Alternativen gibt
- Anreizsysteme für nachhaltigere Innovationen und Produkte
- Steuerbegünstigung von Reparaturleistungen, Secondhand-Waren und Produktvermietungen
- Verstärkte Förderung von Textil-zu-Textil-Recycling
- Höhere Vorgaben energetischer Standards bei Gewerbeobjekten
Problem Transport- und Verpackungsmaterialien
Während der COVID-19-Pandemie hat sich auch bei Globetrotter der Umsatz erheblich ins Onlinegeschäft verlagert. Das hat sich insbesondere bei Transport und Verpackung bemerkbar gemacht. Eine wichtige Aufgabe der nächsten Jahre wird darin bestehen, Transport- und Verpackungsmaterialien zu vermeiden, insbesondere aus Plastik. Dazu wird der Handel allein jedoch nur eingeschränkt in der Lage sein. Vielmehr ist hier ein Hand-in-Hand-Gehen der ganzen Lieferkette nötig.
Unsere aktuellen Handlungsfelder liegen hier:
- Verringerung des Verpackungsmaterials unserer Lieferanten sowie in unseren Geschäften und im E-Commerce.
- Verwendung von wiederverwendbaren Transportboxen in der Intralogistik.
- Bessere Verkaufsaufbereitung für unsere Filialen, sodass bereits ein Großteil der Verpackung im Verteilzentrum recycelt wird.
- Fachgerechtes Recycling von Plastik sowie Papier und Pappe in den Filialen.
Die Anforderungen an eine verpackungseffiziente Logistik bei den Zulieferern werden auf alle Fälle steigen, wenn Umweltaspekte zunehmend bedeutender werden. Die Herausforderung dabei ist, die Produkte von der Herstellung bis zum Point of Sale (POS) und zum Kunden zu schützen. Auch die Wahrnehmung der Artikel in den Geschäften spielt dabei eine wesentliche Rolle.
Im Jahr 2020 haben wir einen internen Klimaworkshop durchgeführt, um gemeinsam mit unseren Unternehmensbereichen zusätzliche Maßnahmen zu identifizieren. Auch dabei haben sich gute Ansatzpunkte gefunden. Viele Maßnahmen wurden bereits umgesetzt. Erste Meilensteine waren der klimaneutrale Druck unseres Kundenmagazins sowie geringere Streuverluste bei dessen Versand.
Dialog mit Politik und Immobilienwirtschaft
Die nächste große Aufgabe im stationären Handel ist unser Beitrag zur dezentralen Energiewende. Beispiele dafür sind die verstärkte Nutzung von Fassaden- und Dachflächen zur fossilfreien Energie- und Warmwassererzeugung, die Einbindung in die erweiterte städtische Infrastruktur sowie ein möglichst breit akzeptierter klimafreundlicher Kundenverkehr mit öffentlichen Verkehrsmitteln, zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Der Dialog mit Politik und Immobilienwirtschaft ist hier besonders wichtig, um die eigenen Anforderungen an neue Standorte umsetzen zu können.
Wir erwarten auch von anderen, sich zusammenzuschließen und aktiv zu einer besseren, lebenswerten und nachhaltigen Zukunft beizutragen.
Als weitere Herausforderung ist die verstärkte Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten zu nennen, da die meisten Emissionen während der Produktion der Produkte entstehen. Incentivierung für nachhaltige Produkte kann auch über den stationären Handel erfolgen: durch verstärkte Kommunikation am Point of Sale, Anpassung der sogenannten Marketing-Contribution, verstärktes Marketing und Berücksichtigung bei Einkaufsentscheidungen.
Zusammenschließen und aktiv werden
Als Outdoor-Unternehmen können und möchten wir die Menschen dazu inspirieren, die Natur zu genießen und die Ökosysteme um uns herum wahrzunehmen und zu schätzen. Der Klimawandel bedroht unsere Natur und ihre Lebewesen in einem unvorstellbaren Maß. Wir kommen unseren Aufgaben und selbst auferlegten Verpflichtungen nach, um die Zukunft unseres Planeten zu sichern. Wir erwarten auch von anderen, sich zusammenzuschließen und aktiv zu einer besseren, lebenswerten und nachhaltigen Zukunft beizutragen.
Markige Ziele bedürfen auch harter Regeln, die man sich selbst setzt.
Ich bin sicher, dass wir mit dem beschriebenen Weg unseres Unternehmens die ehrgeizigen Klimaziele erreichen und Vorbild sein können. Dies kann aber nur funktionieren, wenn alle Beteiligten miteinander im Einklang agieren. Zudem muss die Politik geeignete und praktikable Rahmenbedingungen schaffen. Die Zeit der Schuldzuweisungen sowie des Leugnens und Verdrängens der Warnsignale unserer Natur muss endgültig vorbei sein. Wir sollten mehr Bewusstsein entwickeln und uns an dem einen oder anderen Punkt aus der Komfortzone bewegen, um auch künftigen Generationen die Basis für ein lebenswertes Leben zu geben.
Agenda für 2030
- Ausbau des Schienenverkehrs und der nachhaltigen Mobilität in Deutschland sowie zu den Nachbarstaaten
- Verzicht auf fossile Brennstoffe bei der Wärmegewinnung
- Einheitliches System für Mehrweglösungen bei Transportverpackungen im E-Commerce
- Verzicht auf jegliches Plastik bei der Einwegnutzung