Genug Talente, Werkzeuge und Ressourcen für große Aufgaben

»Survival of the fittest« bedeutet nicht, dass der Stärkste überlebt, sondern der Anpassungsfähigste. Auch nach der Coronapandemie nehmen die agilsten Unternehmen die besten Wettbewerbspositionen ein. Sie stellen sich auf eine Welt ein, in der Klimaschutz und Nachhaltigkeit die entscheidenden Treiber der Märkte sein werden. Resiliente Unternehmen erkennen frühzeitig Markttrends und richten sich mutig immer wieder so aus, dass sie an der technologischen Spitze bleiben. Gerade das große Wachstumsfeld Klimaschutz bietet dem Maschinen- und Anlagenbau eine hervorragende Perspektive.

Die Voraussetzungen dafür sind gut: Von jeher denkt und handelt die Branche international. Der deutsche und europäische Maschinenbau ist stark in globale Lieferketten eingebunden. Zudem gibt es in Deutschland und Europa genug Talente sowie Entwicklungswerkzeuge und -ressourcen, um große Aufgaben zu lösen.

Zielkonflikte und Zumutungen

Allerdings stellt die Klimakrise die Unternehmen auch vor komplexe Probleme, denn sie hat viele Ursachen, die sich gegenseitig verstärken können. Es geht nicht nur darum, die Emissionen unterschiedlichster Treibhausgase drastisch zu reduzieren, sondern auch um die kosteneffiziente weltweite Einführung von neuen, klimaschonenden Technologien – oftmals gegen den Widerstand alter Industrien oder Politiksysteme, die im Wandel vor allem eine Bedrohung ihrer eigenen Macht sehen.

Die Innovationskraft des klassischen Mittelstands ist genauso gefragt wie das Know-how von Großunternehmen und die Ideen von Start-ups.

Zudem setzt die Klimakrise unsere Wirtschaftssysteme und damit auch die Unternehmen handfesten Zielkonflikten aus. So steht bei einer wachsenden Weltbevölkerung eine ausreichende Versorgung der Menschen immer wieder in Konkurrenz zu einem ressourcenschonenden, nachhaltigen Wirtschaften. Wie soll sich ein Maschinenbauer verhalten, wenn er einerseits weiß, dass mit seinen Geräten die Bewässerung von Feldern entscheidend verbessert werden kann und somit weniger Menschen hungern müssen – dies aber andererseits bedeutet, dass noch mehr Urwald in Weide- und Ackerland umgewandelt wird? Ahnt der Maschinenbauer doch, dass »sich jemand finden wird«, der solche Skrupel nicht kennt. Hierfür gibt es keine einfachen Antworten. Die alte Maxime, nach der Unternehmen nur den Daseinszweck haben, Gewinne zu erzielen, ist passé. Aber Firmen können sich umgekehrt auch nicht leisten, gegenüber ihren Kunden als Moralapostel aufzutreten – das bestraft der globale Wettbewerb unmittelbar.

Eine »One size fits all«-Lösung gibt es nicht

Bei der Bekämpfung der Klimakrise gibt es nicht die eine Energiewende, den einen Klimaschutz oder die immer gleiche Kreislaufwirtschaft. Vielmehr benötigt jede Region, jedes Land und jeder Kontinent, aber auch jede Branche einen eigenen Lösungsweg. Dabei kommen zwar häufig dieselben Technologien mit ähnlichen Anwendungen aus dem Maschinenbau zum Einsatz, jedoch in unterschiedlichen Konstellationen und Zeiträumen. Eine »One size fits all«-Lösung für die Umsetzung des globalen Klimaschutzes gibt es nicht.

Genau dieses weite Feld an Klimaschutzmaßnahmen und -technologien bietet den »fitten« Maschinenbaufirmen Marktchancen und Umsatzpotenziale. Die Innovationskraft des klassischen Mittelstands ist hier genauso gefragt wie das Know-how von Großunternehmen im Anlagenbau oder die Denkanstöße und Ideen von Start-ups. Deshalb lautet die Aufgabe der kommenden Jahre, die schon so häufig bewiesene Innovationskraft des Maschinen- und Anlagenbaus auf den Bereich Klimaschutz und Nachhaltigkeit zu fokussieren und effiziente, maßgeschneiderte Lösungen anzubieten.

Auch neue Geschäftsmodelle gilt es zu entwickeln. Spezifische Stoffkreisläufe können etwa in Contracting-Modellen oft deutlich besser realisiert werden: Wenn der Hersteller nicht die Maschine selbst, sondern nur ihre Leistung verkauft, kann er sie auch modernisieren oder in die Wiederverwertung einbringen.

Dass es sich lohnen kann und wird, Klimaschutz und Nachhaltigkeit als Chance zu begreifen und mit Innovationen anzugehen, zeigt die Studie »Grüne Technologien für grünes Geschäft« (2020) des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) und der Boston Consulting Group (BCG). Darin heißt es: »Unternehmen aus dem Maschinenbausektor stellen die erforderliche Ausrüstung und die Dienstleistungen bereit, die zum Erreichen der globalen Treibhausgasreduktionsziele benötigt werden. Sie tragen bereits jetzt zur Reduzierung von 13 Gt Treibhausgasemissionen bei, die durch wirtschaftlich tragbare und bereits verfügbare Technologien eingespart werden können. Allerdings müssen die Emissionen um weitere 17 Gt gesenkt werden, wenn wir die Auswirkungen der Erderwärmung abmildern wollen. Diese Aufgabe ist sehr viel schwieriger. Es ist weitgehend Sache der Unternehmen aus dem Maschinenbausektor, die dafür erforderlichen Technologien zu entwickeln und zu produzieren. Dafür müssen sie zukunftsorientiert vorgehen und den Bedarf ihrer Kunden vorwegnehmen, wenn CO2-Emissionen mit zunehmender Dringlichkeit reduziert werden müssen. Glücklicherweise besteht ein beträchtliches Wachstumspotenzial.«

Agenda bis 2022

  • Deutschland braucht einen Koalitionsvertrag und eine Regierung, die klar für einen Innovationsschub stehen.
  • Internationale Zusammenarbeit im Klimaschutz wird ernster genommen. Die Präferenz »Klimaklub vor Klimazöllen« wird mit diplomatischen Anstreng­ungen verfolgt.
  • Die neue Bundesregierung stößt eine Entbürokratisierungs- und Beschleunigungsagenda an.

Aufgaben der politisch Verantwortlichen

Im Zentrum der Ausarbeitung von Strategien bis 2050 steht auch die Frage nach den Rahmenbedingungen. Dabei sind eine große zeitliche und inhaltliche Kohärenz der deutschen und europäischen Vorgaben sowie eine enge Verzahnung mit dem Pariser Abkommen und dem Weg anderer Wirtschaftsräume zwingend nötig. Auf die politisch Verantwortlichen in der EU warten drei Aufgabenbereiche.

1. Einen klaren Rahmen für kosteneffiziente Nachhaltigkeit setzen:

  • Bepreisungen von Umweltbelastungen müssen zu einem globalen Leitinstrument im Kampf gegen den Klimawandel werden. Dies kann mithilfe von Emissionsrechten geschehen, die weltweit handelbar sind und zunehmend verknappt werden. Da es unrealistisch ist, ein solches System gleich weltweit zu etablieren, muss die EU vorangehen.
  • Investitionen in den Klimaschutz müssen radikal von bürokratischen Lasten befreit werden, besonders dem Mittelstand sollte man kleinteilige Nachweispflichten ersparen. Um den Klimawandel erfolgreich zu bekämpfen, brauchen wir eine moderne Energieinfrastruktur und Brückentechnologien. Noch immer dauert es Jahre auf dem Verwaltungsgerichtsweg, bis Gaskraftwerke gebaut, Windenergieanlagen errichtet und Stromtrassen in Betrieb genommen werden können. Diese Verzögerungen können wir uns nicht mehr leisten. Eine sichere Stromversorgung benötigt deutlich mehr Nord-Süd-Leitungen als heute, sonst stehen die industriellen Zentren in Baden-Württemberg und Bayern vor erheblichen Problemen und Deutschland droht eine Aufteilung in verschiedene Strompreiszonen. Ähnliches gilt für Wasserstoff: Teilweise können Erdgasleitungen umgewidmet werden, aber das muss schnell genehmigt und unbürokratisch umgesetzt werden können. Alle Parteien müssen den Menschen ehrlich sagen, dass konkrete Schritte mit großem Nutzen auch konkrete Zumutungen für Einzelne beinhalten.
  • Es muss den Unternehmen – und auch den Bürgerinnen und Bürgern – deutlich leichter gemacht werden, klimafreundliche Energien direkt zu beziehen, selbst zu erzeugen und zu nutzen. Hierbei gibt es noch riesiges Potenzial: Gerade Unternehmen mit einer klaren Klimazielsetzung wollen oft die Stromversorgung in der eigenen Hand haben.
  • Viele Klimaschutztechnologien benötigen eine Weltmarktperspektive, damit Unternehmen sie bis zur Marktreife entwickeln können. Daher muss die internationale Zusammenarbeit auf diesem Feld ausgebaut werden, zum Beispiel durch die Anrechenbarkeit von Auslandsinvestitionen auf eigene Minderungsziele. Auch ein großer, internationaler Emissionsrechtemarkt ohne Zollschranken bietet die Chance auf eine schnelle, globale Marktdurchdringung. Die rasche Gründung eines ambitionierten internationalen Klimaklubs mit der EU, den USA und anderen gleichgesinnten Staaten wäre ein wichtiges Signal, das eine Sogwirkung auf viele andere Länder hätte.

2. Dauerhaft Innovationsstärke fördern:

  • Unternehmen können am besten auf freien Märkten forschen und entwickeln. Staatliche Technologievorgaben und -verbote schränken den Innovationsgeist ein und sollten daher auf das absolute Minimum begrenzt bleiben. Der Markt weiß, welche Technologie an welchem Ort zu welchem Zweck benötigt wird oder sich durchsetzen kann. Einschränkungen dürfen nur im Ausnahmefall aus öffentlich finanzierten Infrastrukturentscheidungen abgeleitet werden.
  • Gerade für den Mittelstand gilt: Die vorwettbewerbliche Forschung muss gestärkt und die steuerliche Forschungsförderung muss ausgebaut werden. Solche Investitionen, die am Anfang des Innovations- und Wissensprozesses stehen, bringen sehr breite Effekte für den Klimaschutz und die Unternehmen. Fast marktreife Großtechnologien müssen sehr sensibel gefördert werden und auch nur dort, wo der spätere Marktrahmen politisch parallel ausgestaltet wird.

3. Transformation demokratisch legitimieren und sozial gestalten:

  • Manche Klimaschutztechnologien stoßen auf Widerstand in der Bevölkerung. Das gilt für etablierte Formen der Energieerzeugung (Windenergieanlagen) ebenso wie für Zukunftstechnologien (zum Beispiel CO2-Speicherung unter der Erde). Politik und Wirtschaft müssen gemeinsam deutlich machen, dass Klimaschutzmaßnahmen zwingend notwendig sind. Sie müssen die Chancen des wachsenden Weltmarktes aufzeigen und damit ihr hohes Ambitionsniveau und schnelle Entschei­dungen begründen.
  • Die Transformation zu einer nachhaltigen Wirtschaft und Gesellschaft bringt auch Zumutungen für Bürger und Unternehmen mit sich. Es ist wichtig, ehrlich damit umzugehen und solche Veränderungen in demokratischen Wahlen zu legitimieren. Wer den Bürgern heute noch suggeriert, der Status quo ließe sich erhalten oder es reiche, Klimaschutz in den Wäldern Südamerikas oder in der Stromerzeugung Chinas zu betreiben, täuscht sie mit Absicht.

Agenda bis 2025

  • CO2-Preise spiegeln die Umweltbelastung wider und bleiben Treiber des Klimaschutzes.
  • Der Ausbau erneuerbarer Energien hat durch vereinfachte Genehmigungsverfahren erheblich Fahrt aufgenommen.
  • Abgaben und Umlagen auf alle Energieträger sind emissionsorientiert umgestaltet.
  • Harmonisierte Standards für die Bewertung des ­Klimafußabdruckes von Produkten und Unter­nehmen sind etabliert.
  • Digitale Zwillinge können Informationen zur Umweltwirkung von Produkten entlang der ­Wertschöpfungskette bereitstellen.

Was nun vor den Unternehmen liegt

Im Maschinen- und Anlagenbau gehören nachhaltiges Wirtschaften und der sparsame Umgang mit Ressourcen schon lange zu den Grundpfeilern. Es ist die Stärke der Branche, Anlagen so effizient zu konstruieren, dass der Kunde damit nicht nur Zeit, sondern auch Material und Abfall spart. Das Motto »Billig ist besser« gilt hier nicht – zumindest nicht bei den vielen Abnehmern des Maschinenbaus, die über das nächste Quartal hinausdenken.

Ein großer, internationaler Emissionsrechtemarkt ohne Zollschranken bietet die Chance auf eine schnelle, globale Marktdurchdringung.

Dagegen gestaltet sich die Markteinführung neuer Klimaschutztechnologien deutlich schwieriger. Gerade im Energiesektor rechnen sich neue Technologien in der Regel erst, wenn eine ausreichende Marktgröße erreicht ist. Das gilt für die Elektromobilität ebenso wie für synthetische Kraftstoffe, auf künstlicher Intelligenz basierende Stromverteilungssysteme sowie die Wasserstoffwirtschaft. Mittelständler können das nicht allein stemmen. Deshalb brauchen sie verlässliche staatliche Rahmenbedingungen. Dann allerdings ist es Aufgabe von Unternehmen, ins Risiko zu gehen und in neue Technologien zu investieren – auch auf die Gefahr hin, damit zu scheitern. Meist heißt das, im ersten Schritt zu prüfen, inwiefern sich die eigene Produktpalette auf neue Klimaschutztechnologien adaptieren lässt und wie gut die Chancen der Vermarktung sind. Diese grundsätzliche Hausaufgabe erledigen die Firmen in der Regel sorgfältig.

Agenda bis 2030

  • Ein Klimaklub der wichtigsten Industrie- und ­Schwellenländer ist etabliert, sodass Handelsbarrieren durch ähnliche Ambitionen beim Klimaschutz vermieden werden.
  • Die Umstellung emissionsintensiver Großprozesse wie der Stahlherstellung auf klimaneutrale Verfahren ist demonstriert und ein Marktrahmen
    für die Produkte geschaffen.
  • Der Einstieg in eine Wasserstoffwirtschaft ist ­erfolgreich vollzogen, und durch Partnerschaften entwickelt sich ein internationaler Markt für den ­Bezug des Energieträgers.

Keine Angst vor neuen Formen der Kooperation

Darüber hinaus gilt es, in neue Marktsegmente einzusteigen. Auch Mittelständler können zum Beispiel technologische Lösungen für bestimmte Anwendungen entwickeln, bei denen als Energieträger und auch als stoffliche Basis nicht mehr Öl oder Gas eingesetzt werden, sondern erneuerbare Energien. Das betrifft besonders die wasserstoffbasierten Prozesse in der Stahlherstellung und der Chemieindustrie. Das schließt auch ein, gegebenenfalls Geschäftsbereiche, die aufgrund von Klimarisiken keine Zukunft mehr haben, schrittweise abzubauen. Gerade wenn es um so große Projekte wie den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft geht, rückt die Vernetzung mit anderen Unternehmen oder auch wissenschaftlichen Instituten besonders in den Fokus. Bewährte Instrumente wie die Industrielle Gemeinschaftsforschung können dabei eine ebenso wichtige Rolle spielen wie ganz neue Kooperationen, etwa mit Start-ups. Gerade der Mittelstand ist gefordert, seine traditionellen Denkmuster aufzubrechen und sich neuen Formen der Technologieentwicklung zu öffnen.

Auch kleinere Betriebe müssen sich mit der Frage beschäftigen, wie sie ihr eigenes Unternehmen im Sinne der Nachhaltigkeit und des Klimaschutzes umgestalten. Zwar verweisen Mittelständler im Maschinenbau nicht ohne Grund darauf, es sei wichtiger, dass die Kunden mit ihren Maschinen effizienter und damit klimaschonender produzieren könnten, als dass sie ihren eigenen Stromverbrauch um ein paar Kilowattstunden senkten. Aber der Druck wächst von oben nach unten: Große Konzerne erwarten von ihren Zulieferern, dass sie Nachhaltigkeitsstandards einhalten, und diese wiederum geben die Vorgaben an ihre Zulieferer weiter. Auch aus der Finanzwelt kommt mehr Druck: Immer häufiger wird eine Unternehmens- und Projektfinanzierung mit der Reduzierung von Klima- und Nachhaltigkeitsrisiken verbunden.

In ihrer Studie haben VDMA und BCG all diese Aufgaben und das dahinterliegende Potenzial untersucht und technologische Hebel identifiziert, an denen Unternehmen ansetzen können. Das reicht von der Optimierung von Heizsystemen, Wärmepumpen und Wärmerückgewinnung (heute bereits gut machbar) über die Nutzung umweltfreundlicher Kraftstoffe (möglich, aber noch sehr teuer) bis hin zur Abscheidung und Speicherung von Treibhausgasen (Zukunftsmusik). Sprich: Die Nutzung dieser Hebel ist auch eine Investition mit teilweise ungewissem Ausgang. Dennoch schreiben die Autoren zu Recht: »In jedem Falle können und sollten jedoch ungeachtet der technischen Reife der einzelnen Technologien unverzüglich Maßnahmen ergriffen werden, um sie weiterzuentwickeln und zu verfeinern.«

Dazu gibt es auch eine Roadmap mit drei Kernpunkten, die jedes Unternehmen studieren und in der einen oder anderen Form für sich annehmen sollte:

  • Die eigene CO2-Intensität reduzieren. So kann ein Unternehmen seinen Kunden zeigen, dass es die Dringlichkeit der Dekarbonisierung verstanden hat. Dasjenige Unternehmen, das als Erstes in seinem Sektor eine CO2-arme Produktion verwirklicht, hat einen beträchtlichen Startvorteil, sobald den Kunden bewusst wird, dass sie ihren eigenen CO2-Fußabdruck verringern müssen.
  • Das Produkt- und Dienstleistungsportfolio analysieren und Klimarisiken identifizieren. Dabei sind verschiedene Szenarien der globalen Entwicklung des Klimaschutzes und die entsprechenden Chancen und Risiken zu berücksichtigen. So lassen sich neue Greentech-Chancen in bisher nicht bedienten Sektoren und Anwendungen erkennen, und es wird möglich, Chancen in neuen Märkten gegebenenfalls rasch zu nutzen.
  • Bereits jetzt mit der Entwicklung neuer Ideen beginnen. Dadurch können Unternehmen später Produkte und Dienstleistungen anbieten, mit denen die Kunden ihre Treibhausgasemissionen reduzieren können. Leuchtturmprojekte im Bereich Forschung und Entwicklung können dazu beitragen, die technische und wirtschaftliche Tragfähigkeit der entsprechenden Konzepte zu ermitteln. Außerdem sollte das Angebotsportfolio organisch oder durch strategische Übernahmen verbessert werden.

Wenn Unternehmen all diese Punkte befolgen, haben sie dann eine Garantie für einen erfolgreichen Weg in eine klimaschonende und nachhaltige Zukunft? Natürlich nicht. Garantien gibt es nur für Staatsbetriebe in staatsgelenkten Wirtschaftssystemen, und was das bedeutet, hat die Geschichte immer wieder gezeigt: Fehlallokationen zuhauf. Eine klimaneutrale Zukunft wird es nur mit dem Markt und mit Unternehmen mit ihren Ideen und Technologien geben. Der mittelständisch geprägte Maschinen- und Anlagenbau kann diese Ideen umsetzen und damit Klimaschutz möglich machen.

Agenda bis 2040

  • Stoffkreisläufe und ein internationaler Wasserstoffmarkt sind breit etabliert.
  • Europäische Strom- und Gasnetze sind erheblich ausgeweitet und ertüchtigt (Erdgas zu Wasserstoff).
  • Technische und natürliche CO2-Senken werden gezielt vergrößert und entwickelt sowie in den Emissionshandel integriert.
  • Emissionen werden entlang der Wertschöpfungskette digital erfasst und können gezielt eliminiert werden.

Bertram Kawlath, geb. 1970, hat Geschichte in London und Erlangen studiert und ein Studium zum MBA in der Schweiz absolviert. Danach folgten berufliche Stationen in der Industrie, darunter als Geschäftsführer und Aufsichtsrat von Eisenwerk Erla GmbH. Heute ist Bertram Kawlath geschäftsführender Gesellschafter der Schubert & Salzer Firmengruppe mit Hauptsitz in Ingolstadt. Im Oktober 2020 wurde er zum Vizepräsidenten des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) gewählt.