In der Baubranche steckt großes Potenzial
Der Klimawandel ist längst kein erschreckendes Zukunftsszenario mehr, sondern schon heute spürbar – und zwar vor unserer eigenen Haustür. In Deutschland wurden in den vergangenen Jahren gleich mehrere Hitzerekorde gebrochen. Aktuell erleben wir mit COVID-19 eine Pandemie, wie sie nach Ansicht von Experten häufiger auftreten könnte, wenn Klimawandel und Artensterben nicht gestoppt werden. Das gilt auch für extreme Wetterereignisse – die Auswirkungen der Flutkatastrophe, die Teile Deutschlands im Sommer 2021 getroffen hat, werden noch lange spürbar sein.
Während vor zwei Jahren noch vor allem junge Menschen als Teil von Fridays for Future für mehr Klima- und Umweltschutz auf die Straße gegangen sind, kommen heute auch Wirtschaft und Politik nicht mehr an Nachhaltigkeit als einem der wichtigsten Themen unserer Zeit vorbei. Ob CO2-Besteuerungen, der »European Green Deal« oder das »Klima-Urteil« des Bundesverfassungsgerichts für ein generationengerechtes Klimaschutzgesetz – Nachhaltigkeit ist inzwischen auch in der Rechtsprechung und den Gesetzgebungen angekommen. Und das ist gut so: Denn die Realität übertrifft bereits die pessimistischen Klimaszenarien. Klimaschutz und Ressourcenschonung gehören deshalb zu den wichtigsten Aufgaben meiner Generation – denn wir stehen in der Verantwortung, jetzt Veränderungen anzutreiben.
Die Politik muss jetzt sicherstellen, dass nicht nur klimaneutrale Neubauten aktiv gefördert werden, sondern auch Renovierungen sowie die Weiter- und Wiederverwendung von Bauteilen und Baustoffen.
Doch dieser Verantwortung können vor allem Unternehmen nur dann gerecht werden, wenn die Politik jetzt eine fundamentale Wende in der Klimapolitik auf allen Gebieten auch wirklich einleitet. Die Klimapolitik muss sich konsequent an den Erkenntnissen der Wissenschaft orientieren, denn sie verdeutlichen, wie wichtig es ist, jetzt zu handeln: Bei gleichbleibendem Treibhausgasausstoß ist das Budget zur Einhaltung des 1,5-Grad-Limits in etwa sechs Jahren aufgebraucht. Mehrere Belastungsgrenzen unseres Ökosystems, die sogenannten planetaren Grenzen, sind bereits überschritten. Wenn in den nächsten Jahren nicht gehandelt wird, verlieren wir die Möglichkeit zur Gestaltung und riskieren unsere Lebens- und Wirtschaftsgrundlage. Es gibt jetzt ein Signal der Politik, dass sich auch unsere Wirtschaftsweise auf allen Ebenen deutlich ändern muss. Hierzu bedarf es einer klaren Weichenstellung, die unter Berücksichtigung von Wettbewerbsfairness für alle Akteure weltweit die gleichen Voraussetzungen schafft – damit aus dem Umdenken in der Wirtschaft auch eine erfolgreiche Umsetzung wird. Das gilt besonders für die Baubranche, der hierbei eine Vorreiterrolle zukommt.
Einfluss der Baubranche ist groß
Der Bausektor hat gleichzeitig einen starken Einfluss auf Nachhaltigkeit als globale Herausforderung unserer Zeit und eine große Verantwortung beim Erreichen von globalen Klimaschutzzielen. Weltweit verursachen Gebäude heute fast 40 Prozent der gesamten CO2-Emissionen. Allein in Deutschland verbraucht der Bausektor jährlich rund 550 Millionen Tonnen mineralischer Rohstoffe und ist darüber hinaus für rund 55 Prozent des deutschen Abfallaufkommens verantwortlich – Tendenz steigend. Damit gehört die Baubranche zu den emissions- und ressourcenintensivsten Wirtschaftszweigen.
Bereits heute werden rund zehn Prozent des deutschen Bruttoinlandprodukts für Baumaßnahmen verwendet, und der Bedarf an Wohnraum wächst stetig weiter: Laut der »Wohnungsmarktprognose 2030« des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung beläuft sich allein der errechnete private Neubaubedarf für das gesamte Bundesgebiet auf rund 230.000 Wohnungen pro Jahr. Diese Größenordnungen verdeutlichen anschaulich, wie viel ungenutztes Potenzial für Klima- und Ressourcenschutz in der Baubranche liegt.
Energieeffizienz erhöhen
Der Bausektor kann mit seinen Produkten und Dienstleistungen einen wirksamen Beitrag zur nachhaltigen Transformation der Wirtschaft leisten – zum Beispiel mit energiesparenden und kreislauffähigen Bauteilen oder neuen Geschäftsmodellen. Um den Klimaschutzzielen gerecht zu werden, muss aus Sicht des Umweltbundesamtes der gesamte Gebäudebestand in Deutschland bis spätestens 2050 klimaneutral werden. Auch wenn die benötigten Maßnahmen dafür schon lange bekannt sind, fehlt es weiterhin an einer konsequenten Umsetzung.
Europaweit wurde mit der Verabschiedung des »European Green Deal« 2019 bereits ein erster Fahrplan veröffentlicht. Dieser erkennt auch das Potenzial der Baubranche und will zum Beispiel die Renovierungen von energieineffizienten Gebäuden oder den Ausbau der Kreislaufwirtschaft aktiv fördern, damit Europa bis 2050 klimaneutral ist. Die Initiative des »New European Bauhaus« strebt darüber hinaus an, eine konkrete Verbindung zwischen dem »European Green Deal« und unseren Lebensräumen herzustellen. Ziel ist hierbei, unsere Lebensqualität zu verbessern – und das unter Berücksichtigung von Einfachheit, Funktionalität und Kreislaufwirtschaft sowie ohne Abstriche bei Komfort und Ästhetik. Die Initiative hat großes Potenzial, interdisziplinär und paneuropäisch das Thema Nachhaltigkeit für Lebensräume mitzugestalten. Die Baubranche mit ihrer Nähe zum Handwerk, zur Wissenschaft und zur Technologie sollte hier zukünftig das Thema voranbringen. Damit die Ziele des »European Green Deal« und des »New European Bauhaus« erreicht werden können, gilt es jetzt, wirksame Maßnahmen zu entwickeln und die politischen Rahmenbedingungen für deren Umsetzung zu schaffen.
Agenda für 2022
- Einleitung einer Wende in der Klimapolitik auf allen Gebieten, orientiert an der Wissenschaft
- Beendigung aller klimaschädlichen Subventionen, Stopp von Investitionen in fossile Infrastruktur
- Förderung von kreislauffähigen Produkten und Recycling, Erhöhung von Abgaben bei Verwendung von Primärmaterialien oder Vergünstigungen bei Nutzung von Sekundärmaterialien
- Einführung einer einheitlichen Berechnungsgrundlage für Emissionsdaten
Ressourcenverbrauch minimieren
Um eine nachhaltige Wirtschaft umzusetzen, muss vor allem der enorme Ressourcenverbrauch der gesamten Baubranche – insbesondere in Bezug auf CO2 und Materialien – minimiert werden. Dafür braucht es eine gemeinsame Anstrengung über alle Bereiche der Branche hinweg und die Unterstützung der Politik. Eine Möglichkeit zur Einsparung von Ressourcen und zur Steigerung der Energieeffizienz ist es, Gebäude zu erhalten und zu renovieren. Hier steckt großes Potenzial: Im Rahmen der »Renovation Wave«-Initiative will die EU-Kommission 35 Millionen Gebäude renovieren und bis zu 160.000 zusätzliche grüne Arbeitsplätze im Baugewerbe schaffen. Damit das auch gelingt, muss die Politik jetzt sicherstellen, dass nicht nur klimaneutrale Neubauten aktiv gefördert werden, sondern auch Renovierungen sowie die Weiter- und Wiederverwendung von Bauteilen und Baustoffen. Um die stoffliche Weiterverwertung von Bauabfällen wirtschaftlich attraktiver zu gestalten, wäre außerdem eine erhöhte Abgabe für neues Material denkbar.
Gebäude als Rohstoffdepots
Doch der Bausektor kann nicht nur seinen eigenen Ressourcenverbrauch drastisch senken, sondern auch dafür sorgen, dass Gebäude zu den Rohstoffdepots der Zukunft werden. Darin liegt eine große Chance, denn der globale Verbrauch an endlichen Ressourcen wird in den kommenden Jahrzehnten die Rohstoffe weiter verknappen, zumal Deutschland nur einen kleinen Teil seiner benötigten Rohstoffe im eigenen Land gewinnen kann. Bereits jetzt stellt der Gebäudebestand ein umfassendes Materiallager dar, das es in Zukunft besser zu nutzen gilt. Denn Recycling von Werkstoffen ist um ein Vielfaches emissionsärmer als die Nutzung von Primärmaterial und schont gleichzeitig Ressourcen. Es gilt also, den Anteil von Primärmaterial in Gebäuden zu minimieren und stattdessen mehr Sekundärmaterial zu nutzen. Allerdings ist die Nachfrage nach Recyclingmaterial auf dem Markt bei manchen Werkstoffen, wie zum Beispiel Aluminium, höher als das Angebot, weshalb zunächst die Verfügbarkeit von Sekundärmaterial erhöht werden muss.
Darüber hinaus müssen die Zirkularität von Bauprodukten sichergestellt und innerhalb der Baubranche das Prinzip der ressourcenschonenden Kreislaufwirtschaft vorangetrieben werden. Dabei reicht es nicht, wenn sich allein die Unternehmen um einen Übergang von einer linearen zu einer zirkulären Bauweise, also zu geschlossenen Wertstoffkreisläufen, bemühen. Um dies für zukünftige Gebäude zu verbessern, müssen Anreize dafür geschaffen werden, den problemlosen Rückbau und die Rückführung in den Kreislauf bereits bei der Entwicklung von Bauteilen und der Planung eines Gebäudes zu bedenken. Die Politik kann sowohl zirkuläre Produktentwicklungen subventionieren als auch mit gesetzlichen Vorgaben ihren Beitrag leisten, um die Kreislaufwirtschaft voranzubringen.
Um eine nachhaltige Wirtschaft mit umzusetzen, muss vor allem der enorme Ressourcenverbrauch der gesamten Baubranche minimiert werden.
Bauherren könnten zum Beispiel künftig verpflichtet werden, bereits beim Antrag auf die Erteilung einer Baugenehmigung ein entsprechendes Rückbaukonzept vorzulegen. Hersteller von Bauteilen könnten wiederum angehalten werden, ihre Produkte am Ende des Lebenszyklus zurückzunehmen. Hier liegt auch großes Potenzial für neue, innovative Geschäftsmodelle: Zukünftig könnten Bauteile und Materialien zum Beispiel direkt geleast statt gekauft werden. Der Kunde wäre dann nicht länger Eigentümer, sondern Nutzer, und der Hersteller würde die volle Verantwortung für das Produkt tragen – und zwar über den gesamten Lebenszyklus hinweg. Somit würden auch Reparatur, Rücknahme und Recycling in seiner Verantwortung liegen, sodass er die Produkte von Beginn an besonders langlebig und kreislauffähig konstruieren würde.
Mehr Transparenz entlang der gesamten Wertschöpfungskette
Damit Gebäude in Zukunft auch wirklich als Rohstoffdepot genutzt werden können, braucht es außerdem eine verpflichtende systematische Erfassung der verbauten Werkstoffe. Sogenannte Materialpässe mit Informationen zu den einzelnen Rohstoffen, ihrer Qualität und ihrer Herkunft können dann digitalisiert werden, sodass im Falle einer Renovierung oder eines Abrisses schnell identifiziert werden kann, welche Werkstoffe sich weiter nutzen lassen. Bauunternehmen, die dann gebrauchte Systeme auf den Markt bringen, sollten von der Politik aktiv gefördert werden, um die entstehenden Mehrkosten auszugleichen, die aufgrund aufwendiger Zulassungsverfahren entstehen könnten.
Außerdem werden Bauteilbörsen benötigt, um den schnellen und unkomplizierten Kauf und Verkauf von gebrauchten Produkten zu ermöglichen. Durch gezielte Förderungen kann die Politik dafür sorgen, dass solche innovativen Konzepte in Zukunft auch massentauglich sind.
Transparenz und innovative Ideen sind auch für die gesamte Wertschöpfungskette unbedingt erstrebenswert, wenn es darum geht, aktiv Ressourcen zu schonen und CO2-Emissionen einzusparen. In Zukunft muss es problemlos möglich sein, standardisierte Herkunftsnachweise zu einzelnen Produkten zu erhalten. Diese sollten auch konkrete Informationen zur Lebenszyklusanalyse des Bauteils liefern sowie darüber, wie viel Recyclingmaterial in ihm steckt. In der Lebensmittelindustrie ist ein solcher Herkunftsnachweis schon heute möglich. Für die Bauindustrie ist mehr Transparenz entlang der Lieferkette unverzichtbar, um zukünftig verlässliche Daten unserer Emissionen zu erheben und langfristig wirksam CO2 einzusparen.
Der Weg zur Nullemission
Emissionsdaten müssen besser erfasst und berechnet werden, damit Unternehmen wirksame CO2-Minderungsziele anvisieren und auch erreichen können. Aktuell basieren vor allem die indirekten Emissionsdaten von Unternehmen in großen Teilen auf Schätzungen und Sekundärdaten. In den nächsten Jahren müssen diese Berechnungen genauer werden, damit Unternehmen sichergehen können, dass sie hinsichtlich ihrer Klimaschutzziele auf dem richtigen Weg sind. Es braucht vor allem standardisierte Berechnungswege, damit sich das Erreichte objektiv kontrollieren lässt – nur so kann der Weg zu einer klimaneutralen Wirtschaft auch transparent und glaubwürdig beschritten werden.
Auch die Förderung von alternativen und nachwachsenden Rohstoffen als mögliche Baustoffe kann dazu beitragen, die CO2-Bilanz von Gebäuden zu senken.
Eine klimaverträgliche Bauweise ist dringend notwendig, um die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens zu erreichen. Neben gesetzlichen Vorgaben bei den Berechnungswegen von CO2-Emissionen braucht es deshalb auch bei der Entwicklung CO2-armer Produkte die Unterstützung der Politik. Es müssen günstige Rahmenbedingungen für die gesamte Baubranche geschaffen werden, um energieintensive Produkte, wie zum Beispiel Beton, Stahl, Kunststoff oder Aluminium, CO2-ärmer und in Zukunft sogar vollständig CO2-neutral herzustellen – etwa durch die Verwendung von Ökostrom und grünem Wasserstoff. Auch die Förderung von alternativen und nachwachsenden Rohstoffen als mögliche Baustoffe kann dazu beitragen, die CO2-Bilanz von Gebäuden zu senken. Eine weitere wirksame Möglichkeit wäre eine verpflichtende CO2-Bilanz über den gesamten Lebenszyklus von Bauprodukten hinweg – und diese muss künftig ein Kriterium für die Erteilung einer Baugenehmigung sein. Die CO2-Bilanz muss auch die sogenannte graue Energie, also die für Herstellung, Transport, Lagerung und Entsorgung benötigte Energie, enthalten und darf einen bestimmten Grenzwert nicht überschreiten.
Agenda für 2025
- Förderung von CO2-ärmeren Produkten, zum Beispiel durch den Einsatz von Ökostrom und grünem Wasserstoff in der Herstellung
- Sicherstellung von transparenten Lieferketten und Materialströmen (Herkunftsnachweise und Lebenszyklusanalyse), um Emissionen zu reduzieren
- Sukzessive Erhöhung der Recyclingmenge auf dem Markt
- Ausbau von CO2-armen Lieferwegen durch Verlagerung des Frachtverkehrs auf die Schiene
Digitalisierung unter den richtigen Voraussetzungen
Ich bin überzeugt, dass auch die Digitalisierung in Zukunft eine wichtige Rolle spielen wird, wenn es darum geht, nachhaltiger zu bauen. Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind die zwei zentralen Themen der heutigen Zeit und greifen bereits in vielen Bereichen gut ineinander. Digitale Technologien können uns bereits heute dabei helfen, die Transformation hin zu einer nachhaltigen Wirtschaft voranzutreiben.
Doch der CO2-Fußabdruck, den die Digitalisierung in den vergangenen Jahren hinterlassen hat, ist groß: Allein die Herstellung der Hardware und der dazugehörigen Infrastruktur ist sehr energie- und ressourcenintensiv. Wäre das Internet ein Land, würde es zu den zehn größten Stromfressern weltweit gehören. Am besten lässt sich die Digitalisierung mit Nachhaltigkeit verbinden, indem erneuerbare Energien genutzt werden. Damit die Baubranche die Digitalisierung bestmöglich für eine nachhaltigere Ausrichtung nutzen und ihre Materialien klimaschonend herstellen kann, muss die Politik erneuerbare Energien viel stärker fördern und möglichst bis 2030 aus der Kohle aussteigen. Nur so kann die Grundlage für eine optimale Zusammenarbeit zwischen Digitalisierung und wirksamer Nachhaltigkeit geschaffen werden.
In der Bauwirtschaft hilft die Digitalisierung bereits heute dabei, die Planung von Gebäuden zu verbessern und die Ineffizienzen beim Bau zu reduzieren. Ineffizientes Bauen verbraucht Zeit und Ressourcen und lässt Bauprojekte am Ende des Tages teurer werden. Darüber hinaus können digitale Technologien im Rahmen von Building Information Modeling, kurz BIM, die Design- und Konstruktionsprozesse von Planern und Verarbeitern aktiv unterstützen und ein kostenoptimiertes, ressourcenschonendes und emissionsreduziertes Bauvorhaben ermöglichen. Projektmanagement-Softwarelösungen für den Bau wiederum tragen dazu bei, dass Fehler im gesamten Bauprozess minimiert und dadurch Ressourcen geschont sowie Emissionen eingespart werden.
Kein neues Geld in alte Technologien
Damit die Baubranche – aber auch jeder andere Wirtschaftszweig – zukünftig auch finanzielle Anreize für eine Umstellung auf Nachhaltigkeit erhält, braucht es eine Priorisierung von klimafreundlichen Investitionen. Diese sollen sowohl die Wirtschaft stärken als auch die notwendigen Rahmenbedingungen zum Erreichen des europäischen Klimaziels schaffen. Dabei muss eine einfache Regel gelten, die auch Fridays for Future und der WWF fordern: Es darf nicht länger neues Geld in alte Technologien, wie zum Beispiel fossile Energieträger, fließen. Eine neue EU-Taxonomie soll deshalb zukünftig die europäische Finanzwirtschaft stärker für Nachhaltigkeit sensibilisieren und Kriterien für grüne Investitionen festlegen. Sobald solche Nachhaltigkeitskriterien zum Beispiel in die Bewertung und Vergabe von Krediten einfließen, kann das dazu führen, dass sich die Kapitalkosten für die Baubranche enorm erhöhen, wenn wir nicht frühzeitig handeln. Ist die Baubranche allerdings bereits Vorreiter im Bereich Nachhaltigkeit, erhalten Bauunternehmen auch entsprechend günstigere Konditionen. Die EU-Taxonomie beeinflusst dann auch direkt das Anlageverhalten von Investoren: Je nachhaltiger sich die Baubranche in Zukunft aufstellen kann, desto attraktiver wird sie als Geldanlage. So lohnt sich nachhaltiges Handeln auch finanziell. Es ist also wünschenswert, dass die neue EU-Taxonomie schnell verabschiedet und konsequent umgesetzt wird.
Die Politik kann sowohl zirkuläre Produktentwicklungen subventionieren als auch mit gesetzlichen Vorgaben ihren Beitrag leisten, um die Kreislaufwirtschaft voranzubringen.
Die politischen Entscheidungen und Investitionen der nächsten Monate und Jahre bestimmen maßgeblich den Erfolg oder Misserfolg des Pariser Klimaschutzabkommens und können den Weg in eine CO2-neutrale europäische Wirtschaft und den wirksamen Schutz unseres Klimas ebnen. Noch haben wir es selbst in der Hand, die Erderhitzung auf maximal 1,5 Grad zu begrenzen und unsere Lebensgrundlagen zu erhalten. Als Baubranche haben wir das Potenzial, die Welt besser zu hinterlassen, als wir sie vorgefunden haben – dieses Potenzial muss nur vollständig genutzt werden. Und das wollen wir! Dafür braucht es jetzt schnelle und vor allem zielgerichtete Unterstützung durch die Politik, sowohl deutschlandweit als auch auf EU-Ebene, um die notwendige Wende in der Klimapolitik zu vollziehen und wirksame Maßnahmen einzuleiten – denn die Zeit drängt.
Agenda für 2030
- Förderung von CO2-neutralen kohlenstofffreien Produkten
- Ausstieg aus der Kohle und vorherige verstärke Förderung erneuerbarer Energien
- Verpflichtende Einführung von digitalen Materialpässen, die für jedes Gebäude angeben, welche Rohstoffe verbaut wurden
- Anteil an Baustoffen und -teilen aus Primärmaterial ist deutlich gesunken, Gebäude werden eher erhalten als abgerissen