Klimaneutrale Wirtschaft: Was die Logistikbranche beitragen kann
In der COVID-19-Pandemie erleben wir die Verletzlichkeit der Welt. Vieles, was bisher selbstverständlich schien, wurde plötzlich unsicher und gefährdet. Die Pandemie hat aber auch gezeigt, was wir erreichen können, wenn wir ein gemeinsames Ziel verfolgen und international zusammenarbeiten. Innerhalb kürzester Zeit wurden Impfstoffe entwickelt, und trotz großer Schwierigkeiten konnten wichtige Transportketten aufrechterhalten werden. Dies ist eine wichtige Erfahrung für die Bewältigung der Klimakrise. Denn die globale Erwärmung bedroht die Lebensgrundlagen heutiger und künftiger Generationen. Sie ist die größte Herausforderung unserer Zeit. Wir können sie nur lösen, wenn wir gemeinsam und weltweit die Weichen für klimaneutrales Leben und Wirtschaften stellen.
Auf grüne Logistik kommt es an
Auf dem Weg in die Klimaneutralität spielen Transport und Logistik eine wichtige Rolle. Der Transportsektor ist für etwa 16 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Gleichzeitig geht es nicht ohne Logistik. Sie ist das unverzichtbare Rückgrat einer funktionierenden Weltwirtschaft und der Garant für die Entwicklung von Gesellschaften. Kurzum: Wir brauchen Logistik, aber sie muss klimafreundlich werden. Ohne grüne Logistik gibt es keine klimaneutrale Welt.
Ohne grüne Logistik gibt es keine klimaneutrale Welt.
Das Ziel einer grünen Logistik ist ambitioniert, aber erreichbar. Deutsche Post DHL Group hat sich schon früh auf den Weg gemacht und sich als erstes Unternehmen der Branche ein Nullemissionsziel gegeben: Bis 2050 wollen wir unsere CO2-Emissionen netto auf null senken. Dieses Ziel haben wir kürzlich durch ein ambitioniertes Zwischenziel bis 2030 ergänzt, das den Fokus auf die tatsächliche Reduktion von Emissionen legt – und nicht auf Offsetting durch den Kauf von Zertifikaten. Andere Unternehmen der Branche sind mittlerweile gefolgt und arbeiten ebenfalls engagiert an einer nachhaltigeren Logistik. Auch wenn sich das Vorgehen zum Teil unterscheidet, sind die Erfahrungen der Branche und die Herausforderungen, vor denen wir stehen, ähnlich – denn unsere Transportmittel sind am Ende die gleichen, egal zu welchem Unternehmen sie gehören. Anhand der einzelnen Logistikbereiche werde ich im Folgenden aufzeigen, wie eine klimaneutrale Logistik gelingen kann und welchen Beitrag die Politik dazu leisten sollte.
Angemerkt sei vorab: Logistik ist ein internationales Geschäft, und auch der Klimawandel kennt keine Landesgrenzen. Im Idealfall wird Klimapolitik deshalb im globalen oder zumindest im europäischen Rahmen vorangetrieben und nicht ausschließlich national gedacht. Eine internationale oder mindestens europäische Abstimmung minimiert in unserer Branche Wettbewerbsverzerrungen und sorgt dafür, dass Unternehmen wettbewerbsfähig und Arbeitsplätze in Deutschland gesichert bleiben. Denn es hilft weder dem Klima noch der deutschen Wirtschaft, wenn beispielsweise Regeln zum Emissionshandel durch Tanktourismus umgangen werden.
Um das Ziel einer klimaneutralen Wirtschaft zu erreichen, sollte sich die deutsche Bundesregierung deshalb um eine intensive Abstimmung vor allem auf europäischer und internationaler Ebene bemühen. Je mehr Allianzen es bei diesem Thema gibt, desto schneller werden wir unsere Ziele erreichen. Unabhängig davon gibt es weitere Regelungen, die schnell und unkompliziert Fortschritte bringen würden.
Stärkere Anreize für den Klimaschutz: CO2-Preis und Innovationsförderung
Es mag trivial klingen, aber das Allerwichtigste, um eine klimaneutrale Wirtschaft und Logistik zu erreichen, ist Kooperation. Politik und Wirtschaft müssen an einem Strang ziehen und ihr Handeln aufeinander abstimmen. Eine wirksame Strategie zur Eindämmung des Klimawandels braucht Dialog und intensiven Austausch.
Aufgabe der Politik ist es, stringente und verlässliche Rahmenbedingungen vorzugeben. Den aus meiner Sicht stärksten Impuls für mehr Klimaschutz kann eine wirksame Bepreisung von CO2-Emissionen setzen. Wenn CO2-Emissionen einen Preis haben, ermöglicht das zum Beispiel eine klimafreundliche Flottenplanung, denn es entsteht Transparenz hinsichtlich der zu erwartenden Kosten. Dies wiederum ist ein Anreiz, in alternative Technologien zu investieren beziehungsweise sie dem Markt zügig zur Verfügung zu stellen. Wichtig ist dabei, dass sich Steuern, Abgaben, Förderungen und eine CO2-Bepreisung im Europäischen Emissionshandel (EU-ETS) zu einem kohärenten System mit konsistenter Lenkungswirkung für mehr Klimaschutz zusammenfügen. Doppelbelastungen, die zum Beispiel durch ein nicht abgestimmtes Zusammenspiel von Kfz-Steuern, CO2-basierter Maut und CO2-Zertifikaten entstehen könnten, sollten vermieden werden.
Agenda für 2022
Da technologische Alternativen für die Langstrecke noch nicht serienreif sind, müssen Brückentechnologien gefördert werden. Dazu gehört eine ausreichende Mautreduktion für Gas-Lkw über 2023 hinaus. Um technologische Alternativen voranzutreiben, sind Förderprogramme für die Produktion von nachhaltigen Kraftstoffen nötig. Der Transport zum Beispiel von Paketen sollte durch Maßnahmen für einen leichten und schnellen Schienengüterverkehr unterstützt werden.
Ordnungspolitik nachhaltig ausrichten
Viele Unternehmen engagieren sich schon heute für klimafreundliches Wirtschaften. Wir bei Deutsche Post DHL Group investieren allein sieben Milliarden Euro bis 2030, um unsere Emissionen deutlich zu reduzieren. Derzeit erschwert es der ordnungspolitische Rahmen aber, diese Investitionen wieder zu erwirtschaften – und das geht nicht nur uns so. Das öffentliche Vergaberecht ist ein Beispiel, das viele Unternehmen betrifft. Solange dort in der Praxis vor allem der Preis das ausschlaggebende Kriterium ist, bleiben die Nachhaltigkeitsbemühungen von Unternehmen bei öffentlichen Aufträgen unberücksichtigt. Auch bei der Regulierung im Postbereich könnte Nachhaltigkeit eine deutlich stärkere Rolle spielen, etwa in der Entgeltregulierung und bei den Laufzeitvorgaben.
Klimaneutral unterwegs im Straßenverkehr
Damit Deutschland seine Klimaziele erreicht, muss eine Lösung für den weiter wachsenden Straßengüterverkehr gefunden werden. Das bedeutet: Wir müssen fossile Brennstoffe durch saubere Kraftstoffalternativen und Antriebe ersetzen. Allerdings sind die benötigten alternativen Technologien wie Wasserstoff-Brennstoffzellen-Lkw noch nicht auf dem Markt verfügbar. Die Batterieelektrik macht zwar Fortschritte und ihre Bedeutung wird in den kommenden Jahren auch bei Lkw von 7,5 bis 26 Tonnen steigen, aufgrund eingeschränkter Reichweiten aber eher für regionale Verkehre. Erst ab etwa 2030 könnte für längere Strecken und schwere Fahrzeuge eine Elektrifizierung durch Wasserstoff möglich sein.
Wichtig sind deshalb langfristige Förderprogramme für die Produktion von nachhaltigen Kraftstoffen wie Wasserstoff und E-Fuels. Unternehmen bekämen dadurch Planungssicherheit und könnten die Produktion erheblich ausweiten. Das wiederum führt zu preisrelevanten Skaleneffekten, die Nutzern wie uns den Übergang von konventionellen zu alternativen Kraftstoffen im Wettbewerb ermöglichen. Schon heute sollte in den Aufbau einer tragfähigen Wasserstoffinfrastruktur investiert werden, damit wasserstoffbetriebene Fahrzeuge auch wirklich durchstarten können, sobald sie auf dem Markt verfügbar sind.
Gleichzeitig setzt das deutsche Klimaschutzgesetz für jeden einzelnen Sektor sinkende CO2-Jahresbudgets fest. Für die Logistik ist das besonders im Fernverkehr sehr anspruchsvoll, da es – wie geschildert – aktuell kaum Alternativen zum Diesel gibt. Gerade im Schwerlastverkehr ist die Logistikbranche vorerst auf Brückentechnologien wie beispielsweise Gas-Lkw angewiesen. Bis Wasserstoff-Lkw serienreif verfügbar sind, muss die Nutzung von nachhaltigen Biokraftstoffen als Übergangstechnologie gefördert werden. Hier sind insbesondere Bio-LNG (liquified natural gas) und HVO (hydrotreated vegetable oils) als Energieträger wichtig. Ohne ihren Einsatz im Straßengüterverkehr auf der Langstrecke wird der Verkehrssektor seine CO2-Jahresbudgets nicht einhalten können und die Umsetzung des Klimaschutzgesetzes in der Praxis nicht gelingen.
Aufgrund der Marktrealitäten im Schwerlastverkehr muss die Politik einen konkreten Fahrplan entwickeln, damit große wie kleine Unternehmen ihren technologischen Wandel planen und gestalten können. Politik und Wirtschaft müssen an einem Strang ziehen, um die Nutzung von Brückentechnologien zu fördern und anzuerkennen, gleichzeitig aber klimaschädliche Lock-in-Effekte zu vermeiden. Berücksichtigt man beides, können wir die 2020er-Jahre, trotz mehrfacher Technologiewechsel und der damit verbundenen betriebswirtschaftlichen Investitionsrisiken, bestmöglich für den Klimaschutz nutzen.
Mit welchen Mitteln können wir im Schwerlastverkehr beim Klimaschutz möglichst schnell vorankommen? Im Zentrum sollten finanzielle Anreize für den Einsatz von klimafreundlichen schweren Lkw sowie CO2-armen Kraftstoffen stehen. Denkbar wäre zum Beispiel, das Abgabensystem von Maut, CO2-Bepreisung und Energiebesteuerung neu zu justieren. Dazu könnte eine Mautreduktion für gasbetriebene Lkw über 2023 hinaus gehören. Auch die europaweite Einführung einer CO2-Komponente in die Lkw-Maut unterstützt diesen Prozess.
E-Mobilität für die letzte Meile
Bei leichten Nutzfahrzeugen auf kürzeren Strecken hat die Logistik bereits große Fortschritte gemacht. Der Blick auf die Straßen zeigt es: Die Anzahl der Elektrofahrzeuge ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Bei Deutsche Post DHL haben wir mit dem StreetScooter eine viel beachtete Vorreiterrolle eingenommen; über 15.000 dieser Fahrzeuge setzen wir mittlerweile auf der letzten Meile in der Zustellung und Abholung ein. Aber der Umstieg in der Logistikbranche ist noch lange nicht abgeschlossen und kann auf vielfältige Weise politisch unterstützt werden. Hilfreich wäre zum Beispiel die Fortführung der Fahrzeugförderung, verbunden mit erleichterten Antragsverfahren. Davon würden insbesondere kleine und mittlere Unternehmen profitieren, denen oftmals die Mittel zur Neuanschaffung von Fahrzeugen und für eine aufwendige Antragstellung fehlen. Gleiches gilt für die Förderung der Erstinstallation von Ladepunkten.
Eine positive Dynamik kann auch durch betriebliche Vorteile für die Betreiber von Elektroflotten entstehen. Dazu gehören zum Beispiel kostenlose Kurzparkrechte auf öffentlich bewirtschafteten Parkplätzen oder erweiterte Zeitfenster, um mit geräuscharmen Elektrofahrzeugen in Fußgängerzonen zuzustellen. Nicht zuletzt würde ein bevorzugter Zugang zu Innenstädten für saubere Fahrzeuge – etwa in Form einer klimafreundlichen Citymaut – eine lenkende Wirkung entfalten, sofern lokale Alternativen auch einsetzbar sind und es eine adäquate Tank- und Ladeinfrastruktur gibt. Was wir hingegen nicht brauchen, sind neue Abgaben, die Investitionsmittel entziehen, ohne positive Klimaeffekte zu erzielen.
Agenda für 2025
Klimaneutrale Logistik funktioniert nicht ohne entscheidende Fortschritte bei der klimafreundlichen Luftfahrt. Um das zu erreichen, brauchen wir eine kohärente Kraftstoffpolitik mit dem Fokus auf sustainable aviation fuels (SAF). Hierbei sind die nächsten Jahre entscheidend!
Da zum Ende dieses Jahrzehnts der Wasserstoffantrieb serienreif werden könnte, ist es höchste Zeit, sich mit dem europaweiten Aufbau einer Lade- und Tankinfrastruktur für Elektro- und Wasserstoff-Lkws zu beschäftigen.
Die Schiene attraktiver machen
Auch die Verlagerung von Transporten auf die Schiene ist unerlässlich, will Deutschland seine Klimaziele erreichen. Schließlich ist die Bahn eines der energieeffizientesten Transportmittel. Doch neben der Nachhaltigkeit sind für Logistikkunden auch hohe Zuverlässigkeit, Geschwindigkeit und Pünktlichkeit entscheidend. Hier sind aktuell andere Beförderungsmodi gegenüber der Schiene im Vorteil – gerade bei zeitsensiblen Gütern. Gemeinsam mit allen Beteiligten müssen wir deshalb daran arbeiten, die Bedingungen für leichte, schnelle Schienengüterverkehre möglichst rasch zu verbessern. Das betrifft insbesondere die Verfügbarkeit von Loks und Waggons für höhere Geschwindigkeiten, effizientere Verladungsprozesse sowie flexiblere und schnellere Trassenplanungsverfahren.
Nachhaltige Kraftstoffe für den Luft- und Seeverkehr
Ohne Luft- und Seefracht gäbe es keine globalen Lieferketten und Handelsströme – und dadurch auch deutlich weniger weltweiten Wohlstand. Allerdings verursachen beide Transportarten große Mengen an CO2. Welche Möglichkeiten, Emissionen zu reduzieren, gibt es in diesen Bereichen und was kann die Politik tun, um hier zu unterstützen? Sowohl im Luft- wie auch im Seeverkehr sind die Möglichkeiten überschaubar, aber es gibt sie!
Gerade im Schwerlastverkehr ist die Logistikbranche vorerst auf Brückentechnologien wie beispielsweise Gas-Lkw angewiesen.
Die vielversprechendste Lösung für die Luftfahrt heißt sustainable aviation fuel, kurz SAF. Dazu gehören nachhaltig produzierte Biokraftstoffe sowie E-Fuels (strombasierte Kraftstoffe oder Powerfuels). SAF sind eine Alternative zu fossilen Kraftstoffen für Flugzeuge, sie bieten ein erhebliches Potenzial zur Reduzierung der CO2-Emissionen in der Luftfahrt und können in aktuellen Verkehrsflugzeugen beigemischt eingesetzt werden. Da zwei Drittel unserer konzernweiten CO2-Emissionen aus dem Luftfrachtgeschäft stammen, wollen wir hier einen deutlichen Schritt vorangehen: Bis 2030 wollen wir – durch Beimischung – 30 Prozent SAF einsetzen. Auch andere Unternehmen planen den Einsatz von SAF.
Alle stehen aber aktuell vor der Herausforderung, dass es diese Kraftstoffe derzeit noch nicht ansatzweise in ausreichender Menge gibt und die Preise entsprechend sehr hoch sind. Entscheidende Fortschritte bei der klimafreundlichen Luftfahrt können wir nur erreichen, wenn die Produktion von SAF erheblich gesteigert wird. Auch der Nutzer muss einbezogen werden: In der Politik werden dazu verschiedene Ansätze diskutiert – in der EU vorrangig eine verpflichtende Beimischquote, während in den USA eher ein System von Steuergutschriften favorisiert wird. Beides hat Vor- und Nachteile. Aus Branchensicht, als Abnehmer von SAF, kommt es vor allem auf verlässliche Rahmenbedingungen an.
Im Seeverkehr ist die Situation ähnlich herausfordernd wie im Luftverkehr, und global gesehen stoßen alle Frachter etwa genauso viel CO2 aus wie die Luftfahrt. Auch hier mangelt es an echten technologischen Alternativen, sodass wir nach jetzigem Stand der Technik auf nachhaltige Kraftstoffe setzen müssen, die im Rahmen der vorhandenen Infrastruktur auf den heute genutzten Schiffen genutzt werden können. Die Herausforderungen sind ähnlich wie die in der Luftfahrt: Es bedarf einer Tankinfrastruktur an den Häfen, und wir benötigen Anreize für eine weltweite Kraftstoffproduktion sowie für den Einsatz dieser klimaschonenden Treibstoffe im globalen Wettbewerb. Auf europäischer Ebene wird derzeit an einem Emissionshandel für die Schifffahrt gearbeitet, den wir sehr begrüßen.
Nachhaltige Kraftstoffe fördern
Die Bedeutung nachhaltiger Kraftstoffe für die Logistik habe ich mehrfach erwähnt. Neben den staatlichen Programmen zur Förderung von Produktionsstätten und regulativen Erleichterungen für den Herstellungsprozess können noch weitere Maßnahmen diesen Kraftstoffen zum Durchbruch verhelfen. Hierzu gehört eine Anerkennung von E-Fuels und Biokraftstoffen in der EU-Taxonomie sowie im Rahmen des EU-Emissionshandels und im internationalen CO2-Kompensationssystem CORSIA für den Luftverkehr. Eine Beimischquote für alternative Kraftstoffe mindestens auf EU-Ebene kann eine Marktentwicklung sinnvoll flankieren. Starke Anreize könnten auch von Opt-in-Optionen ausgehen, nach denen die Nutzung von nachhaltigen Kraftstoffen im Luft- und Seeverkehr auf die Verpflichtungen eines Beimischmandats für nachhaltige Kraftstoffe im Straßensektor angerechnet werden kann. Solche Beimischquoten sollten zudem auch Anreize zur Übererfüllung setzen.
Maßnahmen wie die Anerkennung von E-Fuels und Biokraftstoffen in der EU-Taxonomie sowie im Rahmen des EU-Emissionshandels können alternativen Kraftstoffen zum Durchbruch verhelfen.
Angesichts weltweiter Lieferketten sind wir zudem auf einen globalen Markt für nachhaltige Kraftstoffe angewiesen. Ideale Produktionsbedingungen und die Nachfrage liegen heute geografisch nicht beieinander, daher sollte es Regelungen für Anrechnungsmöglichkeiten geben. Besonders wichtig wäre es, für nachhaltige Kraftstoffe einen Zertifikatehandel ähnlich dem Grünstromsektor global zu etablieren. Ein solcher Zertifikatehandel im Book-&-Claim-Verfahren würde ressourcenintensive Transportwege zum Kunden vermeiden, eine Vertankung nahe der Produktion ermöglichen und so letztlich die Preise reduzieren. Voraussetzung hierfür ist eine internationale Registrierungsstelle, die den Einsatz solcher Kraftstoffe dokumentiert und Doppelanrechnungen verhindert. Vor diesem Hintergrund wäre ein Einsatz der Bundesregierung für eine Reform des Greenhouse Gas Protocol und der ISO-Norm 14083 für Emissionsberechnungen im Transportbereich sehr hilfreich. Wichtig wären daneben internationale Standardisierungen hinsichtlich der Nachhaltigkeitskriterien der Kraftstoffe.
Klimaneutral in eine lebenswerte Zukunft
Die Gesamtschau lässt erkennen, dass der Weg in eine nachhaltige Zukunft große Aufgaben und Herausforderungen bereithält. Aber es gibt Anlass zu Optimismus. Wir wissen, wie wir unsere Branche klimaneutral machen können. Erforderlich ist ein Ineinandergreifen verschiedener Technologien für die unterschiedlichen Logistikfelder und Transportbereiche.
Wir bei Deutsche Post DHL Group werden als Branchenführer weiterhin Impulse setzen, Entwicklungen anschieben und uns gemeinsam mit anderen Logistikunternehmen mit aller Kraft für Veränderungen einsetzen. Mit großer Freude sehe ich, wie das Bewusstsein für Nachhaltigkeit überall wächst und wie viel sich in den letzten Jahren getan hat. Das macht mich stolz auf das Erreichte und zuversichtlich für die Zukunft.
Doch ohne flankierende politische Maßnahmen werden wir nicht die nötige Durchschlagskraft erreichen. Verbesserte Rahmenbedingungen in Deutschland, Europa und weltweit sind notwendig, um das Ziel zu erreichen. Dabei gilt: Ein einheitlicher Preis für die Emission von Treibhausgasen – idealerweise auf internationaler Ebene – wäre ein Durchbruch und zweifellos die wirksamste Maßnahme.
Der Klimawandel ist ein globales Problem, er kennt weder Branchen- noch Ländergrenzen. Daher müssen wir alles daransetzen, um gemeinsame Antworten auf diese Herausforderung zu finden. Nur wenn möglichst viele an einem Strang ziehen, kann es uns gelingen, die Erderwärmung im Sinne des Pariser Klimaabkommens wirksam zu begrenzen.
Agenda für 2030
Ein globaler CO2-Preis könnte einen großen Beitrag zur Bewältigung der Klimakrise leisten. Emissionen würden dadurch nicht nur in einzelnen Regionen wie der EU, sondern weltweit reduziert. Die Ausgestaltung bliebe dabei jedem Land selbst überlassen. Um die Einführung zu erleichtern, könnten Entwicklungsländer pro Tonne CO2 zunächst weniger zahlen als reiche Länder. Das wäre fair, denn reiche Länder haben in den letzten 200 Jahren mehr Emissionen produziert als Entwicklungsländer.