Wer finanziert die Transformation? Zentrale Rolle der Finanzmärkte
Die Finanzmärkte haben seit jeher Kapitalströme gelenkt. Auch bei der Finanzierung innovativer Technologien und zukunftsweisender Infrastruktur spielen sie eine zentrale Rolle, denn sie entscheiden mit, welche Projekte finanziert werden – und welche nicht. Genau diese Lenkungsfunktion gilt es, gezielt zu nutzen, um klimafreundliche Innovationen und Technologien zu fördern.
Deutschland und Europa stehen vor gewaltigen Herausforderungen. Der Klimawandel und die Digitalisierung werden unsere Gesellschaft von Grund auf verändern. Wir müssen heute die Weichen für die Zukunft stellen, um den Wohlstand auch für kommende Generationen zu sichern. Dafür brauchen wir eine umfassende nachhaltige und digitale Transformation unserer Wirtschaft und Gesellschaft.
Der Erfolg der Transformation wird entscheidend von der Entwicklung und dem Einsatz innovativer Zukunftstechnologien abhängen und somit auch von dem Kapital, das für diese zur Verfügung steht. Die Politik hat hier eine Schlüsselrolle und sollte ihre gestalterische Kraft für bestmögliche Rahmenbedingungen nutzen. Sie sorgt für einen Ordnungsrahmen, der durch klare Signale wegweisend für Investitionen in innovative Technologien ist. Eine angemessene CO2-Bepreisung ist ein Beispiel für ein sehr wirkungsvolles Signal.
Die bankbasierte Kreditfinanzierung wird bei Zukunftstechnologien an ihre Grenzen stoßen – auch weil dem Risikoappetit der Banken regulatorisch zu Recht Grenzen gesetzt sind.
Mit dem neuen Ziel, Deutschland bis 2045 klimaneutral zu machen, gewinnen Investitionen in Zukunftstechnologien weiter an Bedeutung. Bislang wurde der zusätzliche staatliche und private Investitionsbedarf für den Strukturwandel in Deutschland auf jährlich circa 1,5 Prozent des Bruttoinlandproduktes geschätzt – dieser Anteil dürfte nun deutlich höher ausfallen, da die Kosten der CO2-Einsparung nicht linear, sondern exponentiell steigen. Auch die Europäische Kommission schätzt, dass zum Erreichen der europäischen Emissionsziele für 2030 EU-weit zusätzliche Investitionen von jährlich 350 Milliarden Euro benötigt werden.
Dabei sollte nicht nur öffentliches, sondern vor allem auch privates Kapital mobilisiert werden. Die Förderung von Zukunftstechnologien braucht eine langfristige und stabile Finanzierung – gepaart insbesondere mit einer gewissen Risikobereitschaft, denn die Entwicklung neuer Technologien ist mit besonderen Unwägbarkeiten verbunden.
Bankbasierte Kreditfinanzierung wird hier an ihre Grenzen stoßen – auch weil dem Risikoappetit der Banken regulatorisch zu Recht Grenzen gesetzt sind. Die Finanzierung der Transformation muss daher maßgeblich auch über den Kapitalmarkt erfolgen. Dafür bedarf es unter anderem eines Kulturwandels hinsichtlich des Umgangs mit dem Kapitalmarkt, einer stärkeren Zusammenarbeit zwischen dem öffentlichen und dem privaten Sektor, die die Hebelwirkung öffentlicher Mittel zur Mobilisierung privaten Kapitals nutzt (zum Beispiel über öffentlich-private Partnerschaften), sowie einer Stärkung des Finanzstandortes Deutschland beziehungsweise Europa.
Blick auf die Finanzmärkte: Nachhaltigkeit spielt eine immer größere Rolle
In der jüngeren Vergangenheit konnten wir bei der Finanzierung der Transformation über den Kapitalmarkt erste Erfolge verbuchen. Nachhaltige Anlagen werden bei Investoren immer beliebter. Dies gilt sowohl für Eigenkapitalinstrumente (insbesondere Aktien) als auch für Fremdkapitalinstrumente (vor allem Anleihen). Bei der Entwicklung nachhaltig orientierter Aktienfonds ist ein positiver Zusammenhang zwischen der Höhe der Nachhaltigkeitsratings und den Mittelzuflüssen zu erkennen. Eine längerfristige eindeutig schlechtere Kursentwicklung nachhaltiger Aktienindizes gegenüber ihren konventionellen Pendants lässt sich bislang aber nicht beobachten.
ESG-Anleihen, mit denen Umwelt- und Sozialprojekte finanziert werden, wiesen in den vergangenen Jahren ein sehr dynamisches Wachstum auf. So stieg das weltweite Emissionsvolumen solcher Anleihen zwischen 2013 und 2020 von zwölf Milliarden Euro auf 457 Milliarden Euro. Im Jahr 2021 wird ein neuer Rekordwert erzielt. Dennoch ist der Anteil der ESG-Anleihen am weltweiten Anleihevolumen momentan insgesamt noch sehr gering, sodass hier ein enormes Steigerungspotenzial besteht. Auch deshalb dürfte sich das Umfeld zur Finanzierung grüner und nachhaltiger Projekte über den Anleihemarkt weiter sehr positiv entwickeln. Aktuell übersteigt die Nachfrage der Investoren nach ESG-Anleihen das Angebot, und das trotz ihrer vereinzelt leicht geringeren Rendite. Diese sogenannte Grüne Prämie zeigt, dass einige Investoren momentan bereit sind, für ein nachhaltigeres Portfolio auf Rendite zu verzichten.
Die jüngsten Entwicklungen deuten zudem darauf hin, dass immer mehr Kleinanleger – auch aufgrund des anhaltenden Niedrigzinsumfelds – Aktienanlagen als Alternative zum Sparbuch sehen. Dies zeigt sich unter anderem in einem Anstieg von Fondssparplänen, wobei hier das Segment der exchange-traded funds (ETFs) eine besonders hohe Dynamik aufweist. Anleger schätzen dabei vor allem die Möglichkeit, mit geringem Aufwand in ein diversifiziertes Portfolio investieren zu können.
ETF-Anbieter und Informationsdienste gehen davon aus, dass sich dieser Trend weiter fortsetzen wird, und erwarten, dass die Anzahl von ETF-Sparplänen allein in Deutschland von zwei Millionen Ende 2020 bis 2025 auf neun Millionen anwachsen wird. Das jährliche Sparvolumen soll im selben Zeitraum von 3,6 Milliarden Euro auf 15,7 Milliarden Euro steigen. Von besonderem Interesse innerhalb der Aktien-ETFs war zuletzt das ESG-Segment. Allein im ersten Quartal 2021 flossen 20 Milliarden Euro in europäische ESG-Aktien-ETFs. Das entspricht knapp 50 Prozent der gesamten Zuflüsse. So können auch private Anleger Teil der grünen Transformation werden.
Emissionsvolumen ESG-Bonds weltweit
Fehlende Standards bei den Nachhaltigkeitskriterien
Gleichzeitig ist die Definition nachhaltiger Investments noch uneinheitlich. Es existieren derzeit vielfältige Metriken und Definitionen nachhaltiger Assets und Anlagestrategien mit teils großen Unterschieden. So gibt es zum Beispiel in der Anlageklasse der Anleihen ein breites Spektrum an Papieren. Je nach Verwendung der Erlöse kann man zwischen nachhaltigen, sozialen, grünen oder Klimaanleihen unterscheiden. Welche Anleihen für Investoren am besten geeignet sind, hängt von der jeweiligen nachhaltigen Investmentstrategie ab.
Immer mehr Anleger wollen ihre Portfolios in Einklang mit internationalen Nachhaltigkeitszielen, wie den UN-Zielen für nachhaltige Entwicklung, dem »UN Global Compact« oder dem Pariser Klimaabkommen, bringen. Um dabei »Greenwashing« zu verhindern, brauchen wir eine einheitliche Definition. So ist beispielsweise zu klären, was als grüne Anleihe bezeichnet werden kann. Bislang gibt es lediglich Leitlinien einiger unabhängiger Organisationen wie der International Capital Market Association. Diese sind jedoch unverbindlich und definieren zudem nicht abschließend, was bei der Verwendung der Erlöse als nachhaltige Wirtschaftsaktivität angesehen werden kann.
Hier setzt die EU-Kommission mit dem Green Bond Standard (EU GBS) an, für den sie im Juli 2021 einen Verordnungsentwurf vorgelegt hat. Dieser soll ein eigenes Klassifikationsschema bilden und Qualitätsstandards bei der Emission grüner Anleihen festlegen. Auch wenn die Anwendung des EU GBS dem Entwurf zufolge freiwillig wäre, soll dadurch eine weitere Standardisierung in Europa erreicht werden, da er an die rechtlich verbindliche Taxonomie-Verordnung der Kommission gekoppelt würde. Die öffentlichen Institutionen, als wichtiger Emittent am Kapitalmarkt, können bei der Umsetzung nachhaltiger Refinanzierungstransaktionen mit gutem Beispiel vorangehen und diese an den Anforderungen des EU GBS ausrichten.
Die EU-Taxonomie soll dabei helfen, EU-weit wirtschaftliche Aktivitäten nach ihrer Nachhaltigkeit zu klassifizieren. Dies ist ein sehr wichtiger Schritt zu mehr Transparenz und Vergleichbarkeit. Somit können Investoren auf Basis der Taxonomie beispielsweise ableiten, welcher Teil ihrer Anlagen in nachhaltige Aktivitäten investiert ist. Die in der Taxonomie-Verordnung festgehaltene Verpflichtung für Finanzdienstleister und Unternehmen, ihre Taxonomie-Konformität zu berichten, wird in Kombination mit den Offenlegungspflichten der kommenden EU-Richtlinie Corporate Sustainability Reporting Directive und der bereits in Kraft getretenen EU-Verordnung Sustainable Finance Disclosure Regulation für eine deutlich breitere Informationsgrundlage sorgen. Die somit entstehenden neuen Daten und Informationen sind wichtig, um Nachhaltigkeitsrisiken besser zu verstehen und angemessene Maßnahmen abzuleiten.
Das Eurosystem wird einen Beitrag zu mehr Transparenz leisten, indem es klare Anforderungen und einen verbindlichen Zeitplan zur Veröffentlichung klimarelevanter Informationen durch Anleihe-Emittenten festlegen wird. Die Erfüllung dieser Berichtsanforderungen wird ein neues Zulassungskriterium für die Ankaufbarkeit von Vermögenswerten des privaten Sektors in den geldpolitischen Portfolios und deren Akzeptanz als Sicherheiten in den Refinanzierungsgeschäften sein, oder sie wird als Grundlage für eine differenzierte Behandlung von Vermögenswerten als Sicherheit oder im Rahmen der Ankäufe dienen.
Für die Definition nachhaltiger Wirtschaftsaktivitäten und Anlagen stehen auf politischer Ebene weitere Diskussionen und Entscheidungen an. Transparenz und die Offenlegung klimarelevanter Daten sind zentrale Pfeiler für den Ausbau nachhaltiger Marktsegmente und für die Finanzierung der Transformation. Deshalb ist es wichtig, Fortschritte bei einheitlichen Standards zu erzielen.
Elemente einer politischen Begleitung der Transformationsagenda
1. Ausbau der Förderinfrastruktur
Der Übergang zu einer kohlenstoffärmeren Wirtschaft ist mit großen technologischen Herausforderungen verbunden. Zudem stellen die teilweise noch mangelnde Rentabilität klimaneutraler Technologien und fehlendes Eigenkapital häufig ein Hindernis für Investitionen dar, zumal Investitionsentscheidungen unter hoher klimapolitischer Unsicherheit stattfinden. Dementsprechend muss die nächste Bundesregierung ein innovations- und investitionsfreundliches Umfeld weiter ausbauen.
In Deutschland wird von Wirtschaft, Politik, Gewerkschaften und Wissenschaft einhellig der Aufbau sogenannter Transformationsfonds gefordert. Solche Fonds können ein guter Hebel sein, um Finanzflüsse in zukunftsträchtige Bahnen zu lenken, also die notwendigen Investitionen für die Transformation zu mobilisieren. Die gute Bonität von Bund und Ländern sorgt dabei für günstige Finanzierungsbedingungen.
In Deutschland werden mit dem Zukunftsfonds, der seit März 2021 von der KfW verwaltet wird, und dem Fondsstandortgesetz bereits Schritte unternommen, um die Investmentkultur zu stärken und Jungunternehmen zu unterstützen. Der Fokus liegt hier nicht ausschließlich auf der Transformation der Wirtschaft, aber es eröffnen sich Anknüpfungspunkte für die Umsetzung nachhaltiger Strategien. Mit dem European Investment Fund, der insbesondere den Zugang innovativer kleiner und mittlerer Unternehmen zu Risikokapital erleichtern soll, steht auch auf europäischer Ebene ein ähnliches Förderinstrument bereit.
Staatliche Beteiligungen helfen nicht nur, den Investitionsbedarf innovativer Unternehmen zu decken, sie sorgen auch für Planungssicherheit. Gerade die langfristig ausgerichtete Unterstützung hilft bei der Entwicklung innovativer oder gar disruptiver Technologien und Verfahren, die zum Beispiel für die Energiewende zwingend benötigt werden. Hier sind auch etablierte Industrieunternehmen gefragt, denn insbesondere bei Industrieanlagen mit langer Lebensdauer ist der Einsatz neuer, effizienterer Technologien wichtig, um Lock-in-Effekte zu vermeiden.
2. Stärkung des Finanzstandorts Deutschland
Zugang zu Kapital, zu kenntnisreichen Investoren, zu qualifiziertem Personal und zu einer effizienten und digitalen Infrastruktur sind wichtige Faktoren bei der Entwicklung eines Finanzplatzes. Deutsche Gründer- und Finanzstandorte bieten bereits gute Bedingungen, beispielsweise ein großes Angebot an qualifizierten Arbeitskräften, ein stabiles finanzielles Ökosystem und ein internationales Umfeld. Trotzdem ist noch Luft nach oben.
Wir müssen die Finanzbranche endlich als Motor des Wandels begreifen.
Der Hauptgrund dafür, dass sich viele aufstrebende Unternehmen an anderen Standorten als Deutschland Kapital beschaffen, liegt im niedrigen Entwicklungsstand der hiesigen Märkte für Eigenkapital. Ohne ein vielschichtiges System von Eigenkapitalgebern mit Venture Capital Fonds, Private-Equity-Gesellschaften und klassischen Fondsgesellschaften ist es schwierig, eigenkapitalbedürftige Unternehmen aufzubauen. Börsengänge sind eine Möglichkeit für Investoren, ihre anfänglichen Investitionen gewinnbringend zu veräußern, und auch hierfür gilt es, die richtigen politischen Weichen zu stellen, damit sowohl die Reife als auch insbesondere die Liquidität des Kapitalmarktes zum Kapitalbedarf der heimischen Unternehmen passen. Die Rahmenbedingungen für einen wettbewerbsstarken Kapitalmarkt weiter zu verbessern sollte auch der kommenden Bundesregierung ein Anliegen sein.
Insbesondere sind Schritte hin zu einer Gleichbehandlung von Fremd- und Eigenkapital wichtig. Eine Möglichkeit wäre, die steuerliche Bevorzugung von Fremdkapital zu überdenken. Dies könnte eine wichtige Stellschraube sein, um Eigenkapitalanlagen, also auch Aktien, zu unterstützen. Darüber hinaus sind weitere Fortschritte bei der europäischen Kapitalmarktunion erforderlich, um die bislang fragmentierten europäischen Kapitalmärkte weiter zu vereinheitlichen und zu verbreitern. Unternehmen könnten sich so auch über die Grenzen ihrer eigenen Länder hinweg leichter Kapital beschaffen. Harmonisierte Spielregeln und ein verlässliches Rahmenwerk, etwa beim Insolvenz- wie auch Wertpapierrecht, sind dafür maßgeblich.
Außerdem bedarf es zur erfolgreichen Finanzierung innovativer Vorhaben auch hinreichender Branchenkenntnisse am Finanzplatz, um komplexe technologische Neuerungen und deren Potenzial, wie sie gerade Start-ups mit digitaler und nachhaltiger Ausrichtung anstoßen, zu verstehen. Neben Finanzkapital spielt daher insbesondere das Humankapital bei der Attraktivität von Metropolen eine entscheidende Rolle. Mit vielen klugen Köpfen können nicht nur Zukunftstechnologien – sei es von potenziellen Gründern, an Universitäten oder in den Forschungsabteilungen von Unternehmen – erdacht, sondern auch als solche – von Investoren und Förderern – erkannt und zur Marktreife geführt werden.
Eine wettbewerbsfähige intellektuelle Infrastruktur muss also im Hinblick auf Standort- und Zukunftsfragen das oberste Ziel sein, um langfristig Arbeitsplätze zu schaffen und Wachstum und Innovation zu fördern. Dafür gilt es auch, die Vernetzung zwischen aufstrebenden Unternehmen, etablierten Finanzinstitutionen, der Politik und der Wissenschaft zu stärken.
Darüber hinaus ist ein Regulierungsrahmen, der mit den aktuellen Veränderungen Schritt hält, wichtig.
Es gilt, Markteintrittsbarrieren fortwährend auf den Prüfstand zu stellen, damit Innovationen nicht schon im Keim erstickt werden. Die Politik hat hier eine besondere gestalterische Verantwortung.
Der Finanzstandort Deutschland hat großes Potenzial, wenn es darum geht, neue Geschäftsfelder und Ertragsquellen in den Bereichen Green Finance und Digital Finance zu erschließen.
Außerdem sind Finanzplätze gefragt, die über eine effiziente Infrastruktur verfügen, damit die Chancen der Digitalisierung voll ausgeschöpft werden können. Die weltweite Zunahme digitaler Informationen und Daten gilt als Treiber neuer Technologien. Deutschland hat dabei keine schlechte Ausgangsposition. Daten bilden den Rohstoff für neue Technologien, die das Geschäftsleben revolutionieren – gerade auch in der Finanzwelt. Technologien wie 5G, künstliche Intelligenz und das Internet der Dinge (internet of things) dürften den Datenverkehr in Zukunft um ein Vielfaches erhöhen. Entsprechend liegt in der Digitalindustrie hohes Potenzial. Große Hoffnungen werden auch in das europäische Cloudprojekt GAIA-X gesetzt, mit dem die Grundlage für eine souveräne europäische Dateninfrastruktur und eine bessere Kommunikation zwischen Unternehmen gelegt werden soll.
Der Finanzstandort Deutschland hat großes Potenzial, wenn es darum geht, neue Geschäftsfelder und Ertragsquellen in den Bereichen Green Finance und Digital Finance zu erschließen. Damit die Transformation der Wirtschaft gelingt, müssen wir die Finanzbranche endlich auch als Motor des Wandels begreifen. Die Menschen in Deutschland und Europa profitieren von einem starken Finanzplatz.
3. Langfristige Ansätze zur Belebung der Investitionslandschaft
Ein weiterer wichtiger Hebel zur Belebung der Investitionslandschaft in Deutschland liegt in einer stärkeren ökonomischen Bildung der breiten Bevölkerung. Nach wie vor wird an den meisten Schulen kein eigenständiges Fach Wirtschaft angeboten. Dadurch fehlen grundlegende Kenntnisse der Funktionsweise der Finanzmärkte. Erfolgreiche Unternehmen werden zu selten als Ort der Wertschöpfung und Grundlage für unseren Wohlstand beschrieben. Dass die Teilhabe am Unternehmenserfolg in Form langfristiger Aktienbeteiligungen auch für den Kleinanleger sinnvoll sein kann, steht ebenfalls zu selten im Fokus.
Das zunehmende Interesse breiterer Bevölkerungsgruppen an den Finanzmärkten und am Thema Geldanlage zu festigen sollte ein wichtiger Ansatzpunkt der Politik sein. Dies erscheint vor allem vor dem Hintergrund des Reformbedarfs des deutschen Rentensystems wünschenswert. Es bedarf einer ganzheitlichen Betrachtung, wie die staatlichen Systeme durch private Komponenten des Vermögensaufbaus ergänzt werden können. Neben der Stärkung der ökonomischen Bildung könnte der Staat auch neue finanzielle Anreize für die kapitalmarktgedeckte private Altersvorsorge schaffen.
Finanzmärkte spielen eine Schlüsselrolle bei der Transformation
Deutschland steht vor wegweisenden Jahren. Wenn wir den Klimawandel und die Digitalisierung als Chance begreifen und entschlossen handeln, können wir ein neues, nachhaltigeres Fundament für unseren Wohlstand schaffen. Mithilfe des richtigen Zusammenspiels von Politik, Realwirtschaft, Finanzwirtschaft, Zivilgesellschaft und Wissenschaft können wir das das enorme innovative Potenzial in Deutschland nutzen und die nachhaltige und digitale Transformation zu einer Erfolgsgeschichte machen. Die richtigen Rahmenbedingungen, wie klare Standards und mehr Transparenz, sind entscheidend, damit nachhaltige Finanzen ihre volle Kraft entfalten können.